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Analyse der Woche: Die zweite Reihe zeigt auf

Es hat der Polytec-Aktie zweifelsohne gut getan, nach geschaffter Restrukturierung und Turnaround auch wieder die Wahrnehmungsschwelle für Research-Abteilungen von Banken überschritten zu haben (eine für heuer erwartete Platzierung des von der RLB OÖ gehaltenen Anteils am Autozulieferer mag da vielleicht auch etwas damit zu tun haben). Auf Sicht des zurückliegenden Monats hat der Titel mehr als 30% zugelegt, in der verkürzten Osterwoche führt die Polytec-Aktie mit einem Plus von knapp 5% das Performance-Ranking im ATXPrime an.

Am 24. März kam das Buy von Warburg mit Kursziel 8 Euro für Polytec, am 11. April folgte eine Kaufempfehlung der RCB mit Kursziel 9,5 Euro und der Anmerkung von Analyst Klaus Ofner, dass auch durchaus zweistellige Kurse wieder möglich sein könnten. Warburg-Analyst Björn Voss schraubte Mitte der Kar-Woche dann sein Kursziel von 8 auf 12 Euro nach oben.

Das Gewinnmomentum sei weitaus besser, als ursprünglich angenommen. Zudem erwartet er, dass Polytec schon in Kürze Zukäufe tätigen wird. Er ist zudem überzeugt, dass das Polytec-Management aus der zuletzt getätigten Peguform-Übernahme, an der das Unternehmen fast zugrunde gegangen wäre, gelernt hat: Die aktuellen Ziele seien nicht nur kleiner als Peguform, auch werden folgende Kriterien angelegt: EV/EBITDA ≤ 3.5x, es muss operatives Verbesserungspotenzial bestehen und die Abnehmer müssen den Deal befürworten.

Das höhere Kursziel ist ein Mix aus höheren Gewinnannahmen für 2011 und 2012 sowie aus einem geringeren "Risikofaktor" infolge der stärkeren Bilanz. "Wir verwenden damit für Polytec den gleichen 'Risikofaktor' wie für andere 'high-beta' Autozulieferer, etwa Grammer, Leoni oder Continental," so der Analyst.

Manuel Taverne, IR-Chef von Polytec, hat übrigens jüngst gegenüber dem Börse Express gemeint, er hat sich für das laufende Jahr vorgenommen, noch ein bis zwei zusätzliche Banken-Coverages für die Aktie zu erhalten.
Kapsch ist hier schon ein paar Schritte weiter und kann bereits auf einige Häuser verweisen, die den Titel abdecken. In dieser Woche kam die Berenberg Bank dazu. Analyst Ali Farid Khwaja stuft den Titel mit Buy und Kursziel 74 Euro ein. Er erwartet für Kapsch ein starkes Umsatzwachstum in den kommenden Jahren, die operativen Margen sollten sich dabei von 10,7% im Jahr 2010/11 auf 16,5% im Jahr 2013/14 verbessern. Weiters verweist Khwaja auf die zuletzt reduzierten Konsensuszahlen und die umfangreiche Projektpipeline des Unternehmens. Diese umfasst fast 1,5 Mrd. Euro mit anstehenden Entscheidungen in Ungarn (400 Mio. Euro), Slowenien (200 Mio. Euro), Dänemark (600 Mio. Euro) und Russland (300 Mio. Euro). "Jeder Auftrag, den Kapsch gewinnt, kann für höhere Gewinnprognosen und steigende Aktienkurse sorgen," so der Analyst.

Berenberg hat übrigens das Research für Austro-Werte im laufenden Jahr bereits kräftig aufgestockt (um insgesamt sieben Werte). Laut Gunnar Cohrs, Head of Equity Research der deutschen Privatbank, soll die Liste noch verlängert werden.

Für die Analysten der Erste Group ist Kapsch TrafficCom derzeit ebenfalls "hochinteressant." Die Aktie mache starke Anstalten, den Konsolidierungstrend nach oben zu verlassen.

Die Erste Group zählt nun auch zwei Aktien zu ihren Top Picks im Immobereich: Neben der Immofinanz ist das die s Immo, die es somit auf die Liste der Kaufempfehlungen (mit Kursziel 6,3 Euro) geschafft hat.

"Die generelle Tendenz ist, dass 2011 ergebnismässig weiter gedrückt (aber dennoch klar positiv) bleiben wird, 2012 und 2013 sollten dafür deutlich besser aussehen. Wenn man die Aktie erwerben möchte, sollte man dies aber eher jetzt schon tun. Was uns abseits der Ergebnisentwicklung auch sehr gut gefallen hat, ist die klare Aussage, dass man plant, in den nächsten Jahren laufend ausstehende Genusscheine über den Markt zu erwerben. Damit reduziert man erstens den Refinanzierungsbedarf im Jahr 2017, wo dieses Instrument erstmals kündbar ist, und zweitens kann man bei Rückkäufen unter dem Rückzahlungswert auch laufend kleinere Gewinnbeiträge lukrieren," schreibt Analyst Günther Artner.

Generell sei die Bewertung der Aktie sehr attraktiv, wenn man auf die Schätzungen des Jahres 2012 und vorwärts blickt, "was unserer Meinung nach in den nächsten Wochen passieren wird." Hier kommt die s Immo mit einem einstelligen KGV und einem Abschlag auf den geschätzten NAV von >40% nun fast auf dieselbe Attraktivität wie eine Immofinanz.

Ein schönes Oster-Wochenende!
Die Börse Express Redaktion kürt jeweils zum Wochenschluss eine "Analyse der Woche" bzw. geht auf bestimmte Analyse-Themen schwerpunktmässig ein. Dabei wollen wir rückblickend nochmals auf jene Reports hinweisen, die entweder deutliche Kursreaktionen ausgelöst, überraschende Aspekte oder neue Ansätze enthalten haben.

Die BE-Redaktion erhebt natürlich keinen Vollständigkeitsanspruch, wir können nur jene Analysen in unsere Überlegungen einbeziehen, von denen wir wissen. Auch wird die "Analyse der Woche" nie frei von subjektiven Einschätzungen sein. Aber das ist die Börse auch nicht.


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