Böhmer: 2011 – das Katastrophenjahr
Liebe Leser,
das erste Quartal des Jahres ist noch nicht vorbei, doch schon fällt die Katastrophenbilanz verheerend aus: Zahlreiche Naturkatastrophen rund um den Erdball sorgen 2011 bis jetzt für massive Schäden.
Ob die Überschwemmungen in Australien, das große Erdbeben in Neuseeland und jetzt die Katastrophe in Japan mit dem Erdbeben, dem gigantischen Tsunami und dem massiven Atomunfall.
Dazu kommen noch zahlreiche politische Unruhen in vielen nordafrikanischen Staaten von Ägypten bis Libyen. Selbst in Saudi-Arabien hatten Oppositionsgruppen für vergangenen Freitag zum Tag des Zorns aufgerufen. Noch ist es im wichtigsten Ölförderland der Welt verhältnismäßig ruhig.
Man hat aber am Beispiel Ägypten gesehen, wie schnell der Freiheitsdrang der Bevölkerung eine ungeahnte Dynamik freisetzen kann.
Doch die Geschehnisse in Japan stellen alles in den Schatten. Über die Anzahl der Toten gibt es nicht mehr als Spekulationen und wer die Bilder des Tsunamis im Fernsehen gesehen hat, der kann sich vorstellen, dass unter den riesigen Schuttbergen noch sehr viele Leichen liegen.
Es ist in diesen Tagen fast so, als ob die Welt den Atem anhält.
Die Weltöffentlichkeit schaut gebannt nach Japan, denn die Folgen eines massiven Atomunfalls bis hin zum Super-GAU hätten massive Folgen rund um den Erdball. Deutschland steht mit seiner Politik des geplanten Atomausstiegs international ziemlich allein da – vor allem im Reigen der großen Industrienationen.
Japan erhält rund 30% des eigenen Stroms aus den mehr als 50 Atomreaktoren. Dazu gibt es für die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt auch gar keine Alternative, denn Japan besitzt nur geringe Rohstoffvorkommen.
Müssen wir uns jetzt auf massive Folgen für die Weltwirtschaft einstellen? Das ist zum jetzigen Zeitpunkt kaum abzuschätzen. Bei dem singulären Ereignis wie es ein Erdbeben darstellt, halten sich die Folgen für andere Länder in Grenzen. Vielmehr wird durch den Wiederaufbau der zerstörten Häuser sogar die Binnenkonjunktur angetrieben. Diese Erfahrung hat Japan beispielsweise nach dem großen Erdbeben in Kobe im Jahr 1995 gemacht.
Aber durch den Tsunami du vor allem den Atomunfall in Fukushima stellt sich die Lage ganz anders dar: Schon gestern gab es Meldungen aus Japan über massive Stromausfälle. Bis zu 10% der Japaner – also immerhin knapp 13 Mio. Menschen – waren zeitweise ohne Strom. Große Autohersteller wie Honda mussten erst einmal die Produktion einstellen.
Fisch – eines der Hauptnahrungsmittel in Japan – ist schon deutlich teuer geworden. In den besonders stark betroffenen Gebieten im Nordosten des Landes sind einige extrem wichtige Fischereihäfen zum Teil vollständig zerstört worden.
Klar ist zu diesem Zeitpunkt auf jeden Fall, dass Japan auf absehbare Zeit die enorme Verschuldung nicht wird drosseln können.
Erst im 4. Quartal 2010 gab es schon wieder deutliche Anzeichen für eine Rezession in Japan. Die Folgen der vielen Naturkatastrophen könnten diesen Effekt noch verstärken.
Und als sei das Land in diesen Tagen nicht schon genug vom Schicksal getroffen, gibt es nun auch noch Meldungen über den Ausbruch des Vulkans Shinmoedake im Süden des Landes.
Die Börsen haben heute erstaunlich gelassen auf diese Ereignisse erinnert, die in ihrer heftigen Ausprägung eher an Katastrophenfilme im Stil von Roland Emmerich erinnern als an die Realität. In Japan sackte der Nikkei 225 Index um jedoch um fast 7% ab. Bei uns notiert der DAX aber nur mit einem Minus von 1,5%. Die größten Verlierer sind jedoch die Versorger. RWE und E.On führen die Liste der Verlierer an. Als Betreiber von Kernkraftwerken stehen beide Unternehmen unter Druck.
Deutlich heftiger fallen die Abschläge bei reinen Urantiteln aus. Cameco, der größte Uranproduzent der Welt, büßt heute mehr als 16% ein. Wie sich die Lage in dieser Branche weiterentwickelt, werde ich Ihnen im weiteren Wochenverlauf noch an dieser Stelle präsentieren.
Am Mittwoch habe ich die Gelegenheit einige Uranexperten auf der Rohstoffmesse in Frankfurt zu treffen. Seit den letzten Gesprächen auf der Messe in Toronto vor einer Woche hat sich die Welt dieser Branche komplett verändert. So schnell kann das manchmal gehen.