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Brezinschek: Spezial Japan: Auswirkungen der Katastrophe
Vor dem Hintergrund der tragischen Ereignisse hoffen wir in erster Linie, dass die Hilfsmassnahmen rasch greifen und der betroffenen Bevölkerung weiteres Leid in Form einer Eskalation der kritischen Lage in den beschädigten Atom-Kraftwerken erspart bleibt. Neben der menschlichen Tragödie sind auch die wirtschaftlichen Folgen der Katastrophe in Japan noch nicht abzuschätzen. Zu Kosten von Naturkatastrophen wie Erdbeben und Überflutungen existieren zwar Erfahrungswerte, die Folgen einer möglichen radioaktiven Verstrahlung weiter Teile in einer der dichtest besiedelten und wirtschaftlich höchst entwickelten Regionen der Welt hätten allerdings eine weitaus grössere Dimension.
Mit einem BIP von ca. EUR 4080 Mrd. hat Japan einen Anteil von 8,7 % am globalen BIP. Insbesondere für China, die USA und Australien ist Japan ein wichtiger Absatzmarkt für Nahrungsmittel, Rohstoffe, Textilien und Ausrüstungsgüter. Österreichische Unternehmen exportierten 2010 Waren im Wert von EUR 1,02 Mrd. nach Japan (1 % der österreichischen Exporte). So wie bereits das negative BIP-Wachstum in Japan in Q4 2010 keine gravierende Auswirkungen auf die Weltwirtschaft hatte, so würden wir (im Basisszenario ohne Reaktorkern-Explosion und grossflächige Verstrahlungen) auch von einem neuerlichen Quartal mit negativem BIP-Wachstum (oder auch zwei) in Japan keine nennenswerten gesamtwirtschaftlichen Auswirkungen auf die globale Wirtschaft ausserhalb Japans (und damit auch nicht auf die europäische oder österreichische Volkswirtschaft) erwarten.Wirtschaftlicher SchadenStudien zeigen, dass die negativen wirtschaftlichen Folgen von Naturkatastrophen für hoch entwickelte Volkswirtschaften wie Japan nur von kurzer Dauer sind. Zunächst führt die Zerstörung zu einem Produktionsausfall. Anschliessend generieren die Investitionen im Zuge des Wiederaufbaus einen kräftigen Wachstumsschub, der den Produktionsausfall durch die Zerstörung meist sogar ausgleicht. Langfristig kann der Wiederaufbau sogar als Chance genutzt werden. Die Möglichkeit die Infrastruktur und die Produktionskapazitäten durch den Einsatz neuerer Technologien zu modernisieren, kann das Wirtschaftswachstum sogar erhöhen. Der unmittelbare volkswirtschaftliche Schaden entsteht insbesondere durch die angerichtete Zerstörung. Der Schaden aus dem Produktionsausfall (1 - 2 % des BIP) entspricht einem Stillstand des wirtschaftlichen Lebens in Japan von ca. einer Woche. Dieser Schaden ist also relativ gering, zeitlich begrenzt und kann in Zukunft durch zusätzliche Arbeit und Produktion wieder ausgeglichen werden.
Der Schaden durch eine Explosion der Reaktorkerne der ausser Kontrolle geratenen Atomkraftwerke wäre allerdings dauerhaft und irreparabel. Die Sperrzone um Tschernobyl hat beispielsweise noch heute, 25 Jahre nach der Reaktorkatastrophe, einen Durchmesser von rund 60 km. Das Risiko, dass weite Landstriche in Japan zukünftig nicht mehr genutzt werden könnten, ist die eigentliche Gefahr für Japan und das globale Wirtschaftssystem. Japan dürfte kurzfristig zwar in eine Rezession zurückfallen (BIP schrumpft in Q1 2011 und Q2 2011), dieser Produktionseinbruch dürfte allerdings durch eine höhere wirtschaftliche Aktivität (insbesondere Investitionen in Infrastruktur, Wohnbau und Ausrüstungen) im zweiten Halbjahr wieder ausgeglichen werden.Finanzierung des WiederaufbausDer Wiederaufbau der zerstörten Infrastruktur wird in Japan durch die öffentliche Hand finanziert, die Kapital über die Emission von Staatsanleihen aufnehmen wird. Käufer japanischer Staatsanleihen sind insbesondere japanische Lebensversicherungen, Pensionskassen, Fonds und Banken sowie die japanische Zentralbank (Bank of Japan). Letztere hat bereits angekündigt, die bestehenden Anleihenankaufprogramme auszuweiten. Der Wiederaufbau in Japan wird also zu einem grossen Teil durch neue Schulden der öffentlichen Hand finanziert. Da letztendlich aber die Investitionen der japanischen Regierung (=Wiederaufbau) den Gläubigern der japanischen Staatsschulden (= japanische Bevölkerung) zu Gute kommen, sind diese Art von schuldenfinanzierten Investitionen aus Gesichtspunkten der Nachhaltigkeit wenig problematisch. Kurzfristig erwarten wir keine Schwierigkeiten bei der Refinanzierung der japanischen Staatsschuld - im Gegenteil. Renditen japanischer Staatsanleihen dürften nicht zuletzt aufgrund der zusätzlichen Ankäufe durch die Bank of Japan sinken.
Langfristig gesehen betreibt die japanische Regierung allerdings ein Spiel mit dem Feuer. Die enorm hohe Staatsverschuldung Japans von über 200 % des BIP kann aus den Staatseinnahmen nicht zurückgezahlt werden. Die Bank of Japan wird darum einen immer höheren Anteil an den Staatsanleihen der japanischen Regierung halten müssen. Früher oder später könnte die japanische Zentralbank auf ihre Forderungen gegenüber der Regierung verzichten (Staatsanleihen abschreiben) und dadurch den Staatshaushalt entschulden. Die grosse Gefahr dabei ist der Verlust des Vertrauens der japanischen Bevölkerung in die eigene Währung.Politische KonsequenzenDie Katastrophe in Japan hat gezeigt, dass die Kernenergie aufgrund der enormen Schäden bei Störfällen gesamtwirtschaftlich gesehen ein hohes Risiko hat. Berücksichtigt man dieses Risiko in einer Kosten- Nutzen Rechnung, so schneidet die Atomenergie deutlich schlechter ab, als in der rein betriebswirtschaftlichen Kostenanalyse. Das Risiko eines derartigen Reaktorstörfalls ist zwar nicht abschätzbar, es besteht allerdings. Der Einsatz der Kernenergie dürfte darum weltweit zur Debatte stehen und insbesondere in Europa überdacht werden.Auswirkungen auf AktienmärkteIm Zuge der Geschehnisse gingen japanische Aktien heute Früh in die Knie. Nikkei 225 (-6,2 %) und Topix (-7,5 %) gaben massiv nach - sämtliche Kursgewinne seit Jahresbeginn wurden ausradiert. Die von der Naturkatastrophe verursachten Schäden sollten sowohl aus volkswirtschaftlicher aber auch aus Unternehmenssicht nur temporär belasten, mittel- und langfristig aber zu schultern sein. Nicht einschätzbar sind allerdings die Folgen einer möglichen Kernschmelze. Diese Gefahr spiegelte sich in den Kursabschlägen der japanischen Versorger-Titel wider. Der Sektor gab im heutigen Handel um nahezu 10 % nach, das von den Explosionen im Kernkraftwerk Fukushima betroffene Unternehmen Tokyo Electric Power verlor 23,6 %.
Auch an den europäischen Aktienmärkten führte die Katastrophe zu Verwerfungen. Dabei waren insbesondere die Sektoren Finanz und Versorger betroffen. So ist davon auszugehen, dass die aktuelle Katastrophe zu einer erneuten Debatte über die Sicherheit der Kernenergie führen wird. Weiters denken wir, dass die zuletzt gesehene Renaissance von Atomenergie, welche sich weltweit in zahlreichen Ausbauprojekten sowie Laufzeitverlängerungen (z.B.: Deutschland) widerspiegelt, einer neuerlichen Diskussion unterworfen wird. Gegen den Trend hinzugewinnen konnten Unternehmen, die auf alternative Energieformen (Solar, Wind etc.) setzen.
Die genauen Auswirkungen auf die Versicherungsbranche sind zwar noch nicht absehbar, allerdings dürften die Belastungen durch die Katastrophe in Japan für die internationalen Versicherungen beherrschbar bleiben. So wird das Erstversicherungsgeschäft in Japan von einheimischen Unternehmen dominiert. Darüber hinaus werden über staatliche Programme bis zu USD 40 Mrd. an Schäden abgesichert. Daher rechnen wir aus heutiger Sicht nur mit geringen Auswirkungen für die Erstversicherungen in unserem Universum. Stärker betroffen sind jedoch die Rückversicherungen. Angesichts der Überkapazitäten in diesem Geschäft, die in den vergangenen Jahren zu einer negativen Preisentwicklung geführt haben, sollten die Rückversicherer die Belastungen jedoch verkraften können. Historisch betrachtet haben sich grosse Naturkatastrophen sogar als Kaufgelegenheiten herausgestellt, da die versicherten Schäden letztendlich entweder geringer als zunächst befürchtet ausgefallen sind oder zu einer positiven Preisentwicklung in den auf die Katastrophe folgenden Erneuerungsrunden geführt haben.Auswirkungen auf die WährungsmärkteIn einer ersten Phase werden die teilweise im Ausland investierten Ersparnisse der Japaner wieder zurück nach Japan geholt (repatriiert). Dieser Kapital zufluss führte beispielsweise nach dem Kobe Erdbeben 1995 zu einer Aufwertung des Yen gegenüber dem US Dollar um 20 % auf den bisherigen Tiefstand von USD/JPY 79,7. Die Bank of Japan würde allerdings im jetzigen Umfeld am Devisenmarkt intervenieren, um die ohnehin schon angeschlagene japanische Exportindustrie durch einen zu starken Yen nicht zusätzlich zu belasten.
In einer zweiten Phase dürfte der Ankauf von teilweise importierten Gütern für den Wiederaufbau und die damit verbundene höhere Nachfrage nach Devisen zu einem schwächeren Yen führen. Direkt nach dem Erdbeben wertete der Yen gegenüber dem US Dollar um 2,7 % auf bis zu USD/JPY 80,68 auf. Die Ankündigung der Ausweitung des Anleihenankaufprogramms durch die Bank of Japan schwächte den Yen danach allerdings wieder. In den nächsten Monaten dürfte die Bank of Japan die Aufwertung des Yen bei USD/JPY 78 begrenzen. Anschliessend dürfte sich der japanische Yen bis Jahresende auf USD/JPY 93 abschwächen.
Auf EUR/USD sind im Basisszenario (ohne Explosion des Reaktorkerns) keine direkten Auswirkungen zu erwarten, hier dominieren hausgemachte Faktoren (EUR heute z.B. nach dem Euro-Gipfel etwas fester).Auswirkungen auf die globale KonjunkturZwar ist Japan mit 8,7 % des globalen BIP die zweit-grösste Volkswirtschaft der Welt, es trug aber auf Grund der chronischen Wachstumsschwäche auch bisher bereits wenig zum globalen Wachstum bei. So wie bereits das negative BIP-Wachstum in Japan in Q4 2010 (annualisiert -1,3 %) keine gravierenden Auswirkungen auf die Weltwirtschaft hatte, so würden wir (im Basisszenario ohne Reaktorkern- Explosion und grossflächige Verstrahlungen) auch von einem neuerlichen Quartal mit negativem BIP-Wachstum (oder auch zwei) in Japan keine nennenswerten gesamtwirtschaftlichen Auswirkungen auf die globale Wirtschaft ausserhalb Japans (und damit auch nicht auf die europäische oder österreichische Volkswirtschaft) erwarten. Als Beispiel: Ausfälle der japanischen Autoproduktion, die jetzt in Japan auf Grund der Katastrophe vorübergehend reduziert wird, drücken zwar vorübergehend das japanische BIP-Wachstum; der Teil der japanischen Auto-Exporte, der dadurch ausfällt, wird aber durch (Mehr-) Produktion in anderen Ländern teilweise ausgeglichen werden , was dort die Produktion sogar erhöhen kann, und damit die geringeren Exporte dieser ausländischen Produzenten nach Japan (vorübergehende Konsumzurückhaltung in Japan) in Summe für das Ausland zu einem Teil kompensiert (Substitutionseffekt).
Wir behalten deshalb unsere Konjunkturprognosen exkl. Japan unverändert bei (2011: Eurozone +1,8 % p.a, USA + 2,7 % p.a.).Auswirkungen auf die globalen ZinsmärkteSolange sich die Haupteffekte wie oben beschrieben vor allem auf Japan beschränken, besteht auch keine Veranlassung an unseren Zins- und Renditeprognosen ausserhalb Japans etwas zu ändern. Kurzfristig profitieren Staatsanleihen der als sicher gehandelten Länder (USA, Deutschland, Österreich) von der gestiegenen Verunsicherung der Investoren und dem vorübergehenden Rückzug aus riskanteren Anlageklassen. Der Effekt war heute Morgen z.B. beim Bund-Future aber nur sehr gering (inzwischen notiert der Future sogar bereits wieder tiefer), und rechtfertigt keine Änderung unserer Prognose mittelfristig steigender Anleiherenditen (Empfehlung: Verkauf Staatsanleihen/Duration untergewichten).Asset AllocationDa die Asset Allocation die kurzfristige Gewichtung von Aktien zu Anleihen letzte Woche auf neutral gestellt hat und die Börsen ausserhalb Japans vorerst nicht betroffen erscheinen, sehen wir aktuell keinen Grund, eine weitere Risikoreduktion vorzunehmen. Japans Aktienmarkt ist im Benchmarkportfolio nur mit 1,5 % gewichtet.
In der Anlagestrategie beträgt der gesamte Asien- Aktienanteil nur 1 % bei konservativen Portfolios, 2,75 % bei Wachstumsportfolios und 4,4 % bei dynamischen Portfolios. Dieser im Vergleich zur wirtschaftlichen Bedeutung sehr geringe Anteil erscheint auch weiterhin gerechtfertigt, da das Kursniveau in den betroffenen Sektoren bereits stark gedrückt ist.
Mit einem BIP von ca. EUR 4080 Mrd. hat Japan einen Anteil von 8,7 % am globalen BIP. Insbesondere für China, die USA und Australien ist Japan ein wichtiger Absatzmarkt für Nahrungsmittel, Rohstoffe, Textilien und Ausrüstungsgüter. Österreichische Unternehmen exportierten 2010 Waren im Wert von EUR 1,02 Mrd. nach Japan (1 % der österreichischen Exporte). So wie bereits das negative BIP-Wachstum in Japan in Q4 2010 keine gravierende Auswirkungen auf die Weltwirtschaft hatte, so würden wir (im Basisszenario ohne Reaktorkern-Explosion und grossflächige Verstrahlungen) auch von einem neuerlichen Quartal mit negativem BIP-Wachstum (oder auch zwei) in Japan keine nennenswerten gesamtwirtschaftlichen Auswirkungen auf die globale Wirtschaft ausserhalb Japans (und damit auch nicht auf die europäische oder österreichische Volkswirtschaft) erwarten.Wirtschaftlicher SchadenStudien zeigen, dass die negativen wirtschaftlichen Folgen von Naturkatastrophen für hoch entwickelte Volkswirtschaften wie Japan nur von kurzer Dauer sind. Zunächst führt die Zerstörung zu einem Produktionsausfall. Anschliessend generieren die Investitionen im Zuge des Wiederaufbaus einen kräftigen Wachstumsschub, der den Produktionsausfall durch die Zerstörung meist sogar ausgleicht. Langfristig kann der Wiederaufbau sogar als Chance genutzt werden. Die Möglichkeit die Infrastruktur und die Produktionskapazitäten durch den Einsatz neuerer Technologien zu modernisieren, kann das Wirtschaftswachstum sogar erhöhen. Der unmittelbare volkswirtschaftliche Schaden entsteht insbesondere durch die angerichtete Zerstörung. Der Schaden aus dem Produktionsausfall (1 - 2 % des BIP) entspricht einem Stillstand des wirtschaftlichen Lebens in Japan von ca. einer Woche. Dieser Schaden ist also relativ gering, zeitlich begrenzt und kann in Zukunft durch zusätzliche Arbeit und Produktion wieder ausgeglichen werden.
Der Schaden durch eine Explosion der Reaktorkerne der ausser Kontrolle geratenen Atomkraftwerke wäre allerdings dauerhaft und irreparabel. Die Sperrzone um Tschernobyl hat beispielsweise noch heute, 25 Jahre nach der Reaktorkatastrophe, einen Durchmesser von rund 60 km. Das Risiko, dass weite Landstriche in Japan zukünftig nicht mehr genutzt werden könnten, ist die eigentliche Gefahr für Japan und das globale Wirtschaftssystem. Japan dürfte kurzfristig zwar in eine Rezession zurückfallen (BIP schrumpft in Q1 2011 und Q2 2011), dieser Produktionseinbruch dürfte allerdings durch eine höhere wirtschaftliche Aktivität (insbesondere Investitionen in Infrastruktur, Wohnbau und Ausrüstungen) im zweiten Halbjahr wieder ausgeglichen werden.Finanzierung des WiederaufbausDer Wiederaufbau der zerstörten Infrastruktur wird in Japan durch die öffentliche Hand finanziert, die Kapital über die Emission von Staatsanleihen aufnehmen wird. Käufer japanischer Staatsanleihen sind insbesondere japanische Lebensversicherungen, Pensionskassen, Fonds und Banken sowie die japanische Zentralbank (Bank of Japan). Letztere hat bereits angekündigt, die bestehenden Anleihenankaufprogramme auszuweiten. Der Wiederaufbau in Japan wird also zu einem grossen Teil durch neue Schulden der öffentlichen Hand finanziert. Da letztendlich aber die Investitionen der japanischen Regierung (=Wiederaufbau) den Gläubigern der japanischen Staatsschulden (= japanische Bevölkerung) zu Gute kommen, sind diese Art von schuldenfinanzierten Investitionen aus Gesichtspunkten der Nachhaltigkeit wenig problematisch. Kurzfristig erwarten wir keine Schwierigkeiten bei der Refinanzierung der japanischen Staatsschuld - im Gegenteil. Renditen japanischer Staatsanleihen dürften nicht zuletzt aufgrund der zusätzlichen Ankäufe durch die Bank of Japan sinken.
Langfristig gesehen betreibt die japanische Regierung allerdings ein Spiel mit dem Feuer. Die enorm hohe Staatsverschuldung Japans von über 200 % des BIP kann aus den Staatseinnahmen nicht zurückgezahlt werden. Die Bank of Japan wird darum einen immer höheren Anteil an den Staatsanleihen der japanischen Regierung halten müssen. Früher oder später könnte die japanische Zentralbank auf ihre Forderungen gegenüber der Regierung verzichten (Staatsanleihen abschreiben) und dadurch den Staatshaushalt entschulden. Die grosse Gefahr dabei ist der Verlust des Vertrauens der japanischen Bevölkerung in die eigene Währung.Politische KonsequenzenDie Katastrophe in Japan hat gezeigt, dass die Kernenergie aufgrund der enormen Schäden bei Störfällen gesamtwirtschaftlich gesehen ein hohes Risiko hat. Berücksichtigt man dieses Risiko in einer Kosten- Nutzen Rechnung, so schneidet die Atomenergie deutlich schlechter ab, als in der rein betriebswirtschaftlichen Kostenanalyse. Das Risiko eines derartigen Reaktorstörfalls ist zwar nicht abschätzbar, es besteht allerdings. Der Einsatz der Kernenergie dürfte darum weltweit zur Debatte stehen und insbesondere in Europa überdacht werden.Auswirkungen auf AktienmärkteIm Zuge der Geschehnisse gingen japanische Aktien heute Früh in die Knie. Nikkei 225 (-6,2 %) und Topix (-7,5 %) gaben massiv nach - sämtliche Kursgewinne seit Jahresbeginn wurden ausradiert. Die von der Naturkatastrophe verursachten Schäden sollten sowohl aus volkswirtschaftlicher aber auch aus Unternehmenssicht nur temporär belasten, mittel- und langfristig aber zu schultern sein. Nicht einschätzbar sind allerdings die Folgen einer möglichen Kernschmelze. Diese Gefahr spiegelte sich in den Kursabschlägen der japanischen Versorger-Titel wider. Der Sektor gab im heutigen Handel um nahezu 10 % nach, das von den Explosionen im Kernkraftwerk Fukushima betroffene Unternehmen Tokyo Electric Power verlor 23,6 %.
Auch an den europäischen Aktienmärkten führte die Katastrophe zu Verwerfungen. Dabei waren insbesondere die Sektoren Finanz und Versorger betroffen. So ist davon auszugehen, dass die aktuelle Katastrophe zu einer erneuten Debatte über die Sicherheit der Kernenergie führen wird. Weiters denken wir, dass die zuletzt gesehene Renaissance von Atomenergie, welche sich weltweit in zahlreichen Ausbauprojekten sowie Laufzeitverlängerungen (z.B.: Deutschland) widerspiegelt, einer neuerlichen Diskussion unterworfen wird. Gegen den Trend hinzugewinnen konnten Unternehmen, die auf alternative Energieformen (Solar, Wind etc.) setzen.
Die genauen Auswirkungen auf die Versicherungsbranche sind zwar noch nicht absehbar, allerdings dürften die Belastungen durch die Katastrophe in Japan für die internationalen Versicherungen beherrschbar bleiben. So wird das Erstversicherungsgeschäft in Japan von einheimischen Unternehmen dominiert. Darüber hinaus werden über staatliche Programme bis zu USD 40 Mrd. an Schäden abgesichert. Daher rechnen wir aus heutiger Sicht nur mit geringen Auswirkungen für die Erstversicherungen in unserem Universum. Stärker betroffen sind jedoch die Rückversicherungen. Angesichts der Überkapazitäten in diesem Geschäft, die in den vergangenen Jahren zu einer negativen Preisentwicklung geführt haben, sollten die Rückversicherer die Belastungen jedoch verkraften können. Historisch betrachtet haben sich grosse Naturkatastrophen sogar als Kaufgelegenheiten herausgestellt, da die versicherten Schäden letztendlich entweder geringer als zunächst befürchtet ausgefallen sind oder zu einer positiven Preisentwicklung in den auf die Katastrophe folgenden Erneuerungsrunden geführt haben.Auswirkungen auf die WährungsmärkteIn einer ersten Phase werden die teilweise im Ausland investierten Ersparnisse der Japaner wieder zurück nach Japan geholt (repatriiert). Dieser Kapital zufluss führte beispielsweise nach dem Kobe Erdbeben 1995 zu einer Aufwertung des Yen gegenüber dem US Dollar um 20 % auf den bisherigen Tiefstand von USD/JPY 79,7. Die Bank of Japan würde allerdings im jetzigen Umfeld am Devisenmarkt intervenieren, um die ohnehin schon angeschlagene japanische Exportindustrie durch einen zu starken Yen nicht zusätzlich zu belasten.
In einer zweiten Phase dürfte der Ankauf von teilweise importierten Gütern für den Wiederaufbau und die damit verbundene höhere Nachfrage nach Devisen zu einem schwächeren Yen führen. Direkt nach dem Erdbeben wertete der Yen gegenüber dem US Dollar um 2,7 % auf bis zu USD/JPY 80,68 auf. Die Ankündigung der Ausweitung des Anleihenankaufprogramms durch die Bank of Japan schwächte den Yen danach allerdings wieder. In den nächsten Monaten dürfte die Bank of Japan die Aufwertung des Yen bei USD/JPY 78 begrenzen. Anschliessend dürfte sich der japanische Yen bis Jahresende auf USD/JPY 93 abschwächen.
Auf EUR/USD sind im Basisszenario (ohne Explosion des Reaktorkerns) keine direkten Auswirkungen zu erwarten, hier dominieren hausgemachte Faktoren (EUR heute z.B. nach dem Euro-Gipfel etwas fester).Auswirkungen auf die globale KonjunkturZwar ist Japan mit 8,7 % des globalen BIP die zweit-grösste Volkswirtschaft der Welt, es trug aber auf Grund der chronischen Wachstumsschwäche auch bisher bereits wenig zum globalen Wachstum bei. So wie bereits das negative BIP-Wachstum in Japan in Q4 2010 (annualisiert -1,3 %) keine gravierenden Auswirkungen auf die Weltwirtschaft hatte, so würden wir (im Basisszenario ohne Reaktorkern- Explosion und grossflächige Verstrahlungen) auch von einem neuerlichen Quartal mit negativem BIP-Wachstum (oder auch zwei) in Japan keine nennenswerten gesamtwirtschaftlichen Auswirkungen auf die globale Wirtschaft ausserhalb Japans (und damit auch nicht auf die europäische oder österreichische Volkswirtschaft) erwarten. Als Beispiel: Ausfälle der japanischen Autoproduktion, die jetzt in Japan auf Grund der Katastrophe vorübergehend reduziert wird, drücken zwar vorübergehend das japanische BIP-Wachstum; der Teil der japanischen Auto-Exporte, der dadurch ausfällt, wird aber durch (Mehr-) Produktion in anderen Ländern teilweise ausgeglichen werden , was dort die Produktion sogar erhöhen kann, und damit die geringeren Exporte dieser ausländischen Produzenten nach Japan (vorübergehende Konsumzurückhaltung in Japan) in Summe für das Ausland zu einem Teil kompensiert (Substitutionseffekt).
Wir behalten deshalb unsere Konjunkturprognosen exkl. Japan unverändert bei (2011: Eurozone +1,8 % p.a, USA + 2,7 % p.a.).Auswirkungen auf die globalen ZinsmärkteSolange sich die Haupteffekte wie oben beschrieben vor allem auf Japan beschränken, besteht auch keine Veranlassung an unseren Zins- und Renditeprognosen ausserhalb Japans etwas zu ändern. Kurzfristig profitieren Staatsanleihen der als sicher gehandelten Länder (USA, Deutschland, Österreich) von der gestiegenen Verunsicherung der Investoren und dem vorübergehenden Rückzug aus riskanteren Anlageklassen. Der Effekt war heute Morgen z.B. beim Bund-Future aber nur sehr gering (inzwischen notiert der Future sogar bereits wieder tiefer), und rechtfertigt keine Änderung unserer Prognose mittelfristig steigender Anleiherenditen (Empfehlung: Verkauf Staatsanleihen/Duration untergewichten).Asset AllocationDa die Asset Allocation die kurzfristige Gewichtung von Aktien zu Anleihen letzte Woche auf neutral gestellt hat und die Börsen ausserhalb Japans vorerst nicht betroffen erscheinen, sehen wir aktuell keinen Grund, eine weitere Risikoreduktion vorzunehmen. Japans Aktienmarkt ist im Benchmarkportfolio nur mit 1,5 % gewichtet.
In der Anlagestrategie beträgt der gesamte Asien- Aktienanteil nur 1 % bei konservativen Portfolios, 2,75 % bei Wachstumsportfolios und 4,4 % bei dynamischen Portfolios. Dieser im Vergleich zur wirtschaftlichen Bedeutung sehr geringe Anteil erscheint auch weiterhin gerechtfertigt, da das Kursniveau in den betroffenen Sektoren bereits stark gedrückt ist.