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Brezinschek: Unruhen in Ägypten - Auswirkungen auf die globalen Finanzmärkte
Die politischen Unruhen in Ägypten haben auch vor den globalen Finanzmärkten nicht halt gemacht, wenngleich sich die Auswirkungen bisher in Grenzen hielten. So legte der Ölpreis seit Donnerstag um knapp zwei Prozent zu, das Sentiment auf den globalen Aktienmärkten zeigte sich seither etwas eingetrübt.
Poilitische und wirtschaftliche Einschätzung
Die Bedeutung Ägyptens für den globalen Ölmarkt ist eher gering, die Ölproduktion des Landes gemessen an der weltweiten Produktion beträgt knapp ein Prozent (bei Gas sind es rund zwei Prozent). Die strategische Bedeutung Ägyptens als Transitland für den Ölhandel ist etwas wichtiger, das tägliche Transportvolumen beträgt etwas mehr als zwei Millionen Fass. (eine Million Fass pro Tag auf dem Seeweg durch den Suezkanals, etwas mehr als eine Million Fass pro Tag via Pipeline). Sie ist aber bei weitem nicht mit der im Zuge des Atomkonfliktes zwischen Iran und der Internationalen Staatengemeinschaft im Jahr 2006/07 in die Schlagzeilen geratenen Strasse von Hormuz (mit einem täglichen Transportvolumen von 17 Mio. Fass) zu vergleichen. Stärker als der Ölpreis - sollte es zu Transportausfällen auf dem Seeweg durch den Suezkanal kommen - könnte unserer Ansicht nach der Gaspreis in Europa betroffen sein. Es sei hier aber festgehalten, dass es laut offiziellen Angaben der Suez-Kanal-Betreiber bis zur Stunde keine Transportunterbrechungen gibt (auch wenn einige wenige Schiffe als Vorsichtsmassnahme bereits alternative und deutlich längere Transportwege gewählt haben - in diesem Fall dauert der Transportweg um Afrika herum in die USA dann um rund 10 Tage länger).
Ebenso verhält es sich mit der Onshore- und Offshore-Produktion von Öl und Gas in Ägypten. Die betroffenen Unternehmen betonen, dass ihre Produktion bis dato nicht betroffen sei.
Die entscheidende Frage wird unser Ansicht viel mehr sein, inwieweit sich die jüngsten Entwicklungen in Tunesien und Ägypten auf die für die Ölproduktion weit wichtigeren GCC-Länder (Saudi Arabien, Kuwait, die Vereinigten Arabischen Emirate, Katar, Oman, Bahrain) ausbreiten werden. Die Beantwortung dieser Frage ist keine leichte. Zwar ist die Entwicklung in Tunesien ein Präzedenzfall für die ganze Region, der den Reformdruck auf alle Länder der Region massiv erhöht und in einigen weiteren Ländern zu politischer Instabilität führen könnte. Dennoch kann festgehalten werden, dass der Wohlstand in den GCC-Ländern weit höher ist als in den aktuellen Krisenherden (oder in ebenfalls gefährdeten Ländern wie Algerien oder dem Jemen) und daher eine Fortsetzung der Entwicklungen in Tunesien und Ägypten keine logische Konsequenz für die GCC-Länder darstellt. Aus heutiger Sicht wäre es daher verfrüht von einem baldigen Überschwappen der Krise auf diese Länder auszugehen.
Auswirkung auf unsere Prognosen
Ohne ein solches Überschwappen sehen wir aktuell keinen Anlass das Gros unserer Prognosen für die Finanzmärkte zu revidieren. Einzig beim Ölpreis ist die Wahrscheinlichkeit eines zwischenzeitlichen Rückgangs auf unter USD 90 pro Fass Brent gesunken. Statt eines Durchschnittspreises für das erste Quartal von bisher USD 87 pro Fass Brent erwarten wir nun USD 95 pro Fass, für das zweite Quartal rechnen wir statt USD 89 mit USD 92 pro Fass. Für das Gesamtjahr 2011 ergibt sich somit ein Durchschnittspreis von USD 95 (statt bisher USD 92). Diese Änderungen sind zu gering, um zu einer nennenswerten Veränderung unserer Wachstums- und Inflationsprognosen für die von uns abgedeckten Länder zu führen. Sollte es aber letztendlich doch zu einer Ausbreitung des Konfliktes auf einige der GCCLänder kommen, ergibt sich ein anderes Bild: Weitere, bedeutendere Aufwärtsrevisionen des Ölpreises wären in diesem Fall unumgänglich, die dann auch das globale Wirtschaftswachstum beschädigen würden.
Globale Aktienmärkte
Die weltweit wichtigsten Aktienmärkte haben zwar am Freitag Rückschläge erlitten, diese waren aber nicht nur auf die Unruhen in Ägypten und den steigenden Ölpreis zurückzuführen. Auch mehr oder weniger enttäuschende Quartalszahlen von Unternehmen wie Ford Motor, Amazon.com und Microsoft waren hierfür mit verantwortlich. Ganz generell bleiben wir zuversichtlich, was die mittelfristige Entwicklung an den Aktienmärkten betrifft. Das Gewinnmomentum ist insgesamt gesehen sehr stark, die Bewertungen höchstens moderat und das Gemisch aus weitgehend starker konjunktureller Entwicklung gepaart mit reichlich Liquidität mehr als nur unterstützend. Eine weitere Eskalation bzw. geografische Ausweitung der Unruhen würde zwar kurzfristig sicher auch das Sentiment gegenüber Aktien (negativ) beeinflussen, in Summe rechnen wir aber fest mit einem Fortbestand des Aufwärtstrends. Allfällige Rückschläge sollten zum Einstieg genutzt werden.
Staatsanleihen und Währungen
„Sichere Häfen“ wie US und DE Staatsanleihen sowie CHF und JPY sind bei geopolitischen Turbulenzen gesuchte Anlageklassen. Angesichts des zu gegebenem Zeitpunkt noch offenen Ausgangs der Entwicklungen in den arabischen Ländern könnten sich weitere Umschichtungen zugunsten dieser Anleihen/Währungen ergeben. Der Markt dürfte zunächst Sentiment getrieben und daher stark abhängig vom täglichen News Flow bleiben. Wir schliessen deshalb unsere kurzfristige Verkaufsempfehlung für US- und DE Staatsanleihen (Bund und T-Note Future jetzt kurzfristig neutral) und sehen auch bei EUR/CHF und EUR/USD das weitere kurzfristige Abwärtsrisiko überwiegen. Solange die Krise aber nicht auf die Erdöl reichen Golfstaaten inkl. Saudi Arabien übergreift sind die ökonomischen Auswirkungen (und damit mittelfristig wohl auch die Auswirkungen auf die internationalen Finanzmärkte) nicht gravierend (nur zum Vergleich: Ägypten mit rund 83 Mio. Einwohnern hat eine geringere Wirtschaftsleistung (BIP) als Österreich). Unsere mittel- bis längerfristigen Prognosen (Renditeanstiege = Kursverluste bei US- und DE Anleihen, starker Franken, schwacher Yen) bleiben daher unverändert.
Zentral- und Osteuropa (CEE):
Für Osteuropa sehen wir nur geringe Auswirkungen: Hier ist die weitere Entwicklung hinsichtlich der Schuldenkrise in der Eurozone (als externer Faktor) weit wichtiger. Nur die Türkei könnte etwas mehr vom negativen Sentiment betroffen sein: Handelsbeziehungen mit Ägypten sind jedoch noch wenig entwickelt, Exporte nach Afrika (inklusive Nordafrika) kommen auf einen Anteil von nur 8,2% der türkischen Gesamtexporte (zum Vergleich: EU 46,3 %, Naher Osten 20,3% der Gesamtexporte).
Emerging Markets
Die Krise in Ägypten bedeutet eine höhere Risikoaversion und somit eine grössere Skepsis gegenüber risikoreicheren Assets. Da die Emerging Markets Assets ohnehin von internen Themen (Inflation, Nahrungsmittelpreise und Zinserhöhungen) negativ betroffen sind, ist die Krise in Ägypten als ein Argument mehr für die Untergewichtung der Emerging Markets in unseren Portfolios zu sehen. Realwirtschaftlich sehen wir kaum Auswirkungen auf Asien, Lateinamerika und Südafrika.
Asset Allocation
Wir tragen dem kurzfristig gestiegenen Risiko dadurch Rechnung, dass wir die Übergewichtung der Aktienmärkte auf eine neutrale Gewichtung zurückführen. Wir hatten sowohl im Globalen Portfolio als auch im CEE Portfolio Aktien seit Ende Dezember mit 5 % übergewichtet. Wir nehmen die dadurch entstandenen Gewinne nun mit und warten ab, ob sich in den nächsten Wochen bessere Einstiegsgelegenheiten ergeben werden. Auf längere Sicht bleiben wir bei unserer positiven Einschätzung. Innerhalb des Aktienportfolios gewichten wir Emerging Markets ausserhalb Europas weiterhin unter und bevorzugen CEE Aktien und Titel der Eurozone. Innerhalb des Anleiheportfolios gehen wir keine kurzfristigen Wetten ein. Im CEE Aktien-Portfolio gewichten wir Russland und Polen über und finanzieren dies mit einer Untergewichtung Tschechiens. Innerhalb des CEE-Anleiheportfolios gehen wir keine Positionen ein.
Poilitische und wirtschaftliche Einschätzung
Die Bedeutung Ägyptens für den globalen Ölmarkt ist eher gering, die Ölproduktion des Landes gemessen an der weltweiten Produktion beträgt knapp ein Prozent (bei Gas sind es rund zwei Prozent). Die strategische Bedeutung Ägyptens als Transitland für den Ölhandel ist etwas wichtiger, das tägliche Transportvolumen beträgt etwas mehr als zwei Millionen Fass. (eine Million Fass pro Tag auf dem Seeweg durch den Suezkanals, etwas mehr als eine Million Fass pro Tag via Pipeline). Sie ist aber bei weitem nicht mit der im Zuge des Atomkonfliktes zwischen Iran und der Internationalen Staatengemeinschaft im Jahr 2006/07 in die Schlagzeilen geratenen Strasse von Hormuz (mit einem täglichen Transportvolumen von 17 Mio. Fass) zu vergleichen. Stärker als der Ölpreis - sollte es zu Transportausfällen auf dem Seeweg durch den Suezkanal kommen - könnte unserer Ansicht nach der Gaspreis in Europa betroffen sein. Es sei hier aber festgehalten, dass es laut offiziellen Angaben der Suez-Kanal-Betreiber bis zur Stunde keine Transportunterbrechungen gibt (auch wenn einige wenige Schiffe als Vorsichtsmassnahme bereits alternative und deutlich längere Transportwege gewählt haben - in diesem Fall dauert der Transportweg um Afrika herum in die USA dann um rund 10 Tage länger).
Ebenso verhält es sich mit der Onshore- und Offshore-Produktion von Öl und Gas in Ägypten. Die betroffenen Unternehmen betonen, dass ihre Produktion bis dato nicht betroffen sei.
Die entscheidende Frage wird unser Ansicht viel mehr sein, inwieweit sich die jüngsten Entwicklungen in Tunesien und Ägypten auf die für die Ölproduktion weit wichtigeren GCC-Länder (Saudi Arabien, Kuwait, die Vereinigten Arabischen Emirate, Katar, Oman, Bahrain) ausbreiten werden. Die Beantwortung dieser Frage ist keine leichte. Zwar ist die Entwicklung in Tunesien ein Präzedenzfall für die ganze Region, der den Reformdruck auf alle Länder der Region massiv erhöht und in einigen weiteren Ländern zu politischer Instabilität führen könnte. Dennoch kann festgehalten werden, dass der Wohlstand in den GCC-Ländern weit höher ist als in den aktuellen Krisenherden (oder in ebenfalls gefährdeten Ländern wie Algerien oder dem Jemen) und daher eine Fortsetzung der Entwicklungen in Tunesien und Ägypten keine logische Konsequenz für die GCC-Länder darstellt. Aus heutiger Sicht wäre es daher verfrüht von einem baldigen Überschwappen der Krise auf diese Länder auszugehen.
Auswirkung auf unsere Prognosen
Ohne ein solches Überschwappen sehen wir aktuell keinen Anlass das Gros unserer Prognosen für die Finanzmärkte zu revidieren. Einzig beim Ölpreis ist die Wahrscheinlichkeit eines zwischenzeitlichen Rückgangs auf unter USD 90 pro Fass Brent gesunken. Statt eines Durchschnittspreises für das erste Quartal von bisher USD 87 pro Fass Brent erwarten wir nun USD 95 pro Fass, für das zweite Quartal rechnen wir statt USD 89 mit USD 92 pro Fass. Für das Gesamtjahr 2011 ergibt sich somit ein Durchschnittspreis von USD 95 (statt bisher USD 92). Diese Änderungen sind zu gering, um zu einer nennenswerten Veränderung unserer Wachstums- und Inflationsprognosen für die von uns abgedeckten Länder zu führen. Sollte es aber letztendlich doch zu einer Ausbreitung des Konfliktes auf einige der GCCLänder kommen, ergibt sich ein anderes Bild: Weitere, bedeutendere Aufwärtsrevisionen des Ölpreises wären in diesem Fall unumgänglich, die dann auch das globale Wirtschaftswachstum beschädigen würden.
Globale Aktienmärkte
Die weltweit wichtigsten Aktienmärkte haben zwar am Freitag Rückschläge erlitten, diese waren aber nicht nur auf die Unruhen in Ägypten und den steigenden Ölpreis zurückzuführen. Auch mehr oder weniger enttäuschende Quartalszahlen von Unternehmen wie Ford Motor, Amazon.com und Microsoft waren hierfür mit verantwortlich. Ganz generell bleiben wir zuversichtlich, was die mittelfristige Entwicklung an den Aktienmärkten betrifft. Das Gewinnmomentum ist insgesamt gesehen sehr stark, die Bewertungen höchstens moderat und das Gemisch aus weitgehend starker konjunktureller Entwicklung gepaart mit reichlich Liquidität mehr als nur unterstützend. Eine weitere Eskalation bzw. geografische Ausweitung der Unruhen würde zwar kurzfristig sicher auch das Sentiment gegenüber Aktien (negativ) beeinflussen, in Summe rechnen wir aber fest mit einem Fortbestand des Aufwärtstrends. Allfällige Rückschläge sollten zum Einstieg genutzt werden.
Staatsanleihen und Währungen
„Sichere Häfen“ wie US und DE Staatsanleihen sowie CHF und JPY sind bei geopolitischen Turbulenzen gesuchte Anlageklassen. Angesichts des zu gegebenem Zeitpunkt noch offenen Ausgangs der Entwicklungen in den arabischen Ländern könnten sich weitere Umschichtungen zugunsten dieser Anleihen/Währungen ergeben. Der Markt dürfte zunächst Sentiment getrieben und daher stark abhängig vom täglichen News Flow bleiben. Wir schliessen deshalb unsere kurzfristige Verkaufsempfehlung für US- und DE Staatsanleihen (Bund und T-Note Future jetzt kurzfristig neutral) und sehen auch bei EUR/CHF und EUR/USD das weitere kurzfristige Abwärtsrisiko überwiegen. Solange die Krise aber nicht auf die Erdöl reichen Golfstaaten inkl. Saudi Arabien übergreift sind die ökonomischen Auswirkungen (und damit mittelfristig wohl auch die Auswirkungen auf die internationalen Finanzmärkte) nicht gravierend (nur zum Vergleich: Ägypten mit rund 83 Mio. Einwohnern hat eine geringere Wirtschaftsleistung (BIP) als Österreich). Unsere mittel- bis längerfristigen Prognosen (Renditeanstiege = Kursverluste bei US- und DE Anleihen, starker Franken, schwacher Yen) bleiben daher unverändert.
Zentral- und Osteuropa (CEE):
Für Osteuropa sehen wir nur geringe Auswirkungen: Hier ist die weitere Entwicklung hinsichtlich der Schuldenkrise in der Eurozone (als externer Faktor) weit wichtiger. Nur die Türkei könnte etwas mehr vom negativen Sentiment betroffen sein: Handelsbeziehungen mit Ägypten sind jedoch noch wenig entwickelt, Exporte nach Afrika (inklusive Nordafrika) kommen auf einen Anteil von nur 8,2% der türkischen Gesamtexporte (zum Vergleich: EU 46,3 %, Naher Osten 20,3% der Gesamtexporte).
Emerging Markets
Die Krise in Ägypten bedeutet eine höhere Risikoaversion und somit eine grössere Skepsis gegenüber risikoreicheren Assets. Da die Emerging Markets Assets ohnehin von internen Themen (Inflation, Nahrungsmittelpreise und Zinserhöhungen) negativ betroffen sind, ist die Krise in Ägypten als ein Argument mehr für die Untergewichtung der Emerging Markets in unseren Portfolios zu sehen. Realwirtschaftlich sehen wir kaum Auswirkungen auf Asien, Lateinamerika und Südafrika.
Asset Allocation
Wir tragen dem kurzfristig gestiegenen Risiko dadurch Rechnung, dass wir die Übergewichtung der Aktienmärkte auf eine neutrale Gewichtung zurückführen. Wir hatten sowohl im Globalen Portfolio als auch im CEE Portfolio Aktien seit Ende Dezember mit 5 % übergewichtet. Wir nehmen die dadurch entstandenen Gewinne nun mit und warten ab, ob sich in den nächsten Wochen bessere Einstiegsgelegenheiten ergeben werden. Auf längere Sicht bleiben wir bei unserer positiven Einschätzung. Innerhalb des Aktienportfolios gewichten wir Emerging Markets ausserhalb Europas weiterhin unter und bevorzugen CEE Aktien und Titel der Eurozone. Innerhalb des Anleiheportfolios gehen wir keine kurzfristigen Wetten ein. Im CEE Aktien-Portfolio gewichten wir Russland und Polen über und finanzieren dies mit einer Untergewichtung Tschechiens. Innerhalb des CEE-Anleiheportfolios gehen wir keine Positionen ein.