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bwin: Der Abgang naht

Um 10. Uhr ist es so weit. bwin bittet seine Aktionäre zu einer ausserordentlichen Hauptversammlung. Ort: Die Börsensäle in der Wipplingerstraße 34, 1010 Wien. Wichtigster Tagesordnungspunkt: bwin-Aktionäre sollen dem Aktientausch in 12,23 Aktien der bwin.party digital entertainment plc zustimmen, die derzeit noch unter PartyGaming Plc notiert.

Gemeinsam wollte der dann weltgrösste börsenotierte Online-Glücksspielkonzern in den UK-Top-Index FTSE 100 aufsteigen. Aufgrund der jüngsten Kursentwicklung wird es das fusionierte Unternehmen aber nicht schaffen, sondern lediglich in den FTSE 250, wo PartyGaming jetzt schon notiert. Die neuen Papiere werden ab Juni in den FTSE 250 aufgenommen, zur nächsten Indexsitzung. bwin selbst hat ein Zweitlisting in Wien zwar noch nicht definitiv ausgeschlossen, Partner PartyGaming dürfte daran aber wenig Gefallen finden. Auch grössere Investoren glauben nicht daran. "Wir werden die bwin-Aktie voraussichtlich im April verkaufen müssen - leider", sagt etwa Fondsmanager Alois Wögerbauer.von der 3Banken Generali KAG.

Ein Okay zur Fusion gilt trotzdem als sicher: Abstimmungsagenturen wie ISS oder Glass Lewis, an deren Empfehlungen sich grosse institutionelle Anleger orientieren, empfehlen, den Vorschlägen des Boards zu folgen. Seitens ISS heisst es, dass die Verschmelzung einen starken strategischen Hintergrund hat und die Möglichkeit bietet, einen klaren Marktführer zu schaffen.
Auch haben sich die jeweiligen Grossaktionäre verpflichtet, der Verschmelzung zuzustimmen. Bei PartyGaming bezieht sich diese Erklärung auf 28,5% des Grundkapitals, bei bwin auf 15,9%.

bwin.party wird kein zweistufiges, sondern ein einstufiges Management-Board aus Executive- und Non-Excutive-Direktoren haben, das sich aus 13 Mitgliedern zusammensetzt - je sechs kommen aus den bestehenden Gremien von bwin und PartyGaming. Mit Simon Duffy, der als Board Chairman fungieren wird, zieht zudem ein neues unabhängiges Mitglied ein. Hannes Androsch, jetzt Aufsichtsrats-Chef von bwin, wird im neuen Führungsgremium nicht mehr vertreten sein. Sein Vertrauter Georg Riedl wird aber ein Non-Executive Director von bwin.party.

Die Hauptversammlung von PartyGaming startet um 14 Uhr.

Sollte jemand nicht Aktionär von bwin.party werden wollen, hat er zwei Möglichkeiten: Entweder er verkauft vor der Verschmelzung über die Börse, oder er entscheidet sich für die Barabfindung (die mit 23,52 Euro je bwin-Aktie aber finanziell unattraktiv ist). In letzterem Fall müsste er zudem auf der ao HV gegen die Verschmelzung stimmen und Widerspruch zu Protokoll geben.

Relevante Links: bwin Interactive Entertainment AG, bwin.party digital entertainment plc