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Morrien: Erste Hilfe aus China: Erst Euro-Staaten - jetzt US-Banken

Newsletter vom 26.1.2011Liebe Schlussgong-Leser,

 

lange Zeit hielt sich heute der deutsche Leitindex in der Gewinnzone. Trotz starker Daten zum US-Verbrauchervertrauen sackte der DAX am späten Nachmittag jedoch ab und rutschte knapp in die Verlustzone. Zum Handelsschluss notierte der DAX 0,1% schwächer und schloss bei 7.059 Punkten.

Im Zentrum des Interesses standen erneut makro-ökonomischer Daten. Schlechte Nachrichten kamen dabei aus Großbritannien, wo sich die Wirtschaftsleistung im vierten Quartal 2010 überraschend verringert hat. Das Land hängt enorm vom Finanzsektor ab, der aufgrund der globalen Schulden-Probleme nicht richtig in Tritt kommt. Der wieder etwas stärkere Euro, sowie die Ankündigung, dass China die Problem-Länder finanziell unterstützen will, sind aber zumindest kleine Hoffnungsschimmer.

China hilft dem Westen - und sich selbst

China hat sich in den vergangenen Monaten immer wieder als Retter in der Not präsentiert. Egal ob Griechenland, Portugal oder Irland: China hat klar gemacht, dass im Problemfall Gelder aus der Boom-Nation bereit stehen. Besonders, wenn der freie Kapitalmarkt den Ländern kein günstiges Kapital mehr zur Verfügung stellt, wird die Hilfe auch angenommen.

Natürlich ist die „Hilfe“ Chinas nicht ganz uneigennützig. Das Land möchte schon seit längerem den wirtschaftlichen Einfluss weltweit ausbauen. Über die halbstaatlichen chinesischen Konzerne kauft sich Peking in die weltweiten Volkswirtschaften ein. Jetzt hat die - gemessen am Börsenwert - weltgrößte Bank, die Industrial and Commercial Bank of China (ICBC), sogar den Sprung über den großen Teich geschafft.

Pleitewelle im US-Bankensektor

Der US-Bankensektor steht immer noch auf wackligen Füßen. Durch die Finanzkrise wurde eine Pleitewelle ausgelöst, die bis heute anhält. Allein im Jahr 2010 mussten 157 US-Banken abgewickelt werden, nach 140 im Jahr 2009. 2011 geht der Trend, wenn auch etwas abgeschwächt, weiter. Eine Bank, die freiwillig Geld mitbringt, sollte daher trotz der Skepsis konservativer US-Bürger, die eine Gefahr für die heimische Wirtschaft sehen, begrüßt werden.

Für 140 Mio. Dollar hat die ICBC 80% der Bank of East Asia übernommen. Für die ausstehenden 20% hat sich die Bank eine Kauf-Option gesichert. Mit der Übernahme hat die ICBC erstmals Zugang zu US-Privatkunden. Der Erwerb einer kommerziellen US-Banklizenz ermöglicht es der ICBC, ein Filialnetz aufzubauen und den Einfluss in Amerika zu vergrößern.

Geld fließt immer häufiger zurück in den Westen

Übernahme-Experten gehen von weiteren Käufen durch die halbstaatlich, (teil-)kontrollierten chinesischen Unternehmen aus, „um weltweit zu helfen“. China besitzt Billionen an Dollar-Reserven und wird das Geld einsetzen, um sich weltweit Einfluss zu sichern. Besonders der Rohstoff-Hunger der „Boom-Nation“ führt zu einem großen Übernahme-Potenzial.

Die chinesischen Unternehmen strotzen vor Kraft – und werden diese nutzen, um sich westliche Konkurrenten einzuverleiben. Angesichts der immer noch fragilen Wirtschaftslage in den USA, sind zumindest die kleineren und mittelgroßen US-Banken auf frisches Kapital angewiesen. Die Zeiten, in denen das Kapital nur in Richtung Wachstumsmarkt China floss, sind lange vorbei. Daran muss sich die USA als Wirtschaftsmacht Nr. 1 erst noch gewöhnen.