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Auf Agrana rast die Übernahmewelle zu

Neue Besen kehren besser - frei nach diesem Motto scheinen sich zu Jahresbeginn gleich einige Unternehmen nach Verstärkungen umzusehen. Womit ­genau das einzutreten scheint, was zahlreiche Analysten für 2011 in Aussicht gestellt haben - eine verstärkte M&A-Aktivität. Als Begründung dafür dient nicht zuletzt die gute Ertragslage der Unternehmen, während Investitionen in Kapazitätserweiterungen aufgrund der im Schnitt noch nicht ausgelasteten Maschinen kaum notwendig erscheinen.

So wird, nachdem die Finanzierung nicht mehr das Hauptproblem darstellt, eher in ­eine Marktbereinigung investiert - auch, nachdem sich viele Unternehmen zuletzt zu den historisch niedrigen Zinsen per Anleihenplatzierung Geld besorgten. ­Analysten gehen davon aus, dass allein die grossen europäischen Unternehmen über 600 Milliarden Euro an Bargeld verfügen. Noch einmal 300 Milliarden Euro sollen in den kommen­den zwei Jahren durch Gewinne dazukommen, wird geschätzt. Zum Vergleich: Damit könnten bereits rund drei Viertel der Marktkapitalisierung des EuroStoxx50 aufgebracht werden.
Dass die Analysten mit ihrer M&A-Vermutung nicht schlecht liegen, zeigt sich gleich heute: Der US-Chemieriese DuPont steht vor der Übernahme des dänischen Lebensmittelzutaten-Riesen Danisco für mehr als fünf Milliarden Dollar (3,86 Mrd. Euro). Danisco stellt mit seinen knapp 7000 Mitarbeitern Grundstoffe für Lebensmittel wie Bäckerei- und Milchprodukte, Softdrinks sowie Tierfutter her.

Und ein Konsortium von Beteiligungs­gesellschaften arbeitet laut ­Gerüchte­küche an der Übernahme des Senseo-Kaffee und Natreen-Herstellers Sara Lee. Die Investoren, zu denen auch Apollo Global Management gehören soll, habe bereits ein Angebot für das ­US-Un­ter­nehmen vorgelegt, teilte die ­Nach­richtenagentur Reuters mit. Sara Lee ist an der Börse rund elf Milliarden Dollar (8,49 Mrd. Euro) wert. Ein Kauf des Konzerns wäre die grösste fremdfinanzierte Übernahme seit der Finanzkrise.

Doch das Konsortium steht nicht ­allein ante portas. Auch der brasilianische Fleischverarbeiter JBS soll seine ­Zukaufsgelüste noch nicht verloren ­haben und eine Aufstockung des letzten ­Angebots von 17,5 US-Dollar je Aktie überlegen.
Interessant jedenfalls, dass sich beide Übernahmen rund um den wenig ­konjunktursensiblen Nahrungsmittelbereich abspielen. Und damit ziemlich ­genau gen Agrana abzielen, die neben Zucker ebenfalls Süssstoffe bzw. andere Zusatzstoffe für die Lebensmittel­industrie produziert - mit Südzucker und Raiffeisen aber wohl nicht verkaufsbereite Grossaktionäre besitzt.

Von den gebotenen Übernahme-Multiples her (siehe auch Grafik oben) hat Agrana wenig Potenzial: für Danisco (das Angebot lag rund ein Viertel über dem letzten Schlusskurs) wurde das 11,2-fache EBITDA gezahlt (23,2 mal das KGV 2010/11). Sara Lee, das etwa für JBS noch immer zu günstig notiert, wird derzeit mit dem Faktor 6,9 beim EBITDA sowie 15 bei KGV bewertet. Die entsprechenden Agrana-Multiples liegen bei 8,2 und 16,7.
Das korreliert auch mit den aktuellen Einschätzungen der Analysten: Vier covern Agrana, im Schnitt gibt es ein Kursziel von 74,43 Euro, was etwas unter der aktuellen Notiz liegt. Q2-Zahlen von Agrana gibt es am Donnerstag.

Relevante Links: AGRANA Beteiligungs AG