Morrien: Schuldenkrise: EU-Kommission muss Irland unterstützen
der heutige Handelstag verlief freundlich. Zwischenzeitlich gelang dem DAX sogar der Sprung über die 7.000-Punkte-Marke, eher der deutsche Leitindex von etwas schwächer als erwartet ausgefallenen US-Arbeitsmarktdaten wieder zurückgepfiffen wurde. Zum Handelsschluss notierte der DAX mit 0,6% fester bei 6.981 Punkten.
Weiterhin stark präsentiert sich der Dollar, der um 1% zulegte. Gegenüber der Vorwoche konnte sich die US-Währung um knapp 4 Cent verteuern. Die US-Wirtschaft zeigt erste Erholungstendenzen – auch wenn der Arbeitsmarkt die Schwachstelle bleibt – während die EU den hoch verschuldeten Mitgliedsstaaten mit immer neuen Tricks helfen muss.
Anleihe ist fast 4-fach überzeichnet
In Europa konnte die EU-Kommission einen kleinen Erfolg in der Schuldenkrise feiern. Die Anleihe zur Refinanzierung Irlands fand genug Käufer. Mit einer Rendite von 2,5% p.a bis 2016 war die Anleihe wesentlich niedriger verzinst als Bundesanleihen, die für 10 Jahre derzeit 2,9% p.a. einbringen.
Da bei der Anleihe der EU-Kommission alle Staaten gesamtschuldnerisch haften, war es kein Wunder, dass innerhalb von einer Stunde genug Investoren gefunden waren. Das Volumen der Anleihe belief sich auf 5 Mrd. Euro – die Nachfrage lag bei über 19 Mrd. Euro.
Geld wird an Irland weitergeleitet
Das eingenommene Geld soll an Irland weitergegeben werden, da sich das Land nicht mehr am Kapitalmarkt refinanzieren kann. Irland wird für das Geld einen Zinssatz deutlich über 2,5% bieten müssen, aber gleichzeitig weniger zahlen als am freien Kapitalmarkt. Dort müsste Irland aktuell rund 8% bieten, um genug Kapitalgeber zu finden.
Die EU-Kommission und die von den Euro-Ländern neu gegründete Finanzstabilitätsgesellschaft EFSF wollen Irland Kredite im Volumen von 45 Mrd. Euro zur Verfügung stellen. Insgesamt beläuft sich die Irland-Hilfe auf 85 Mrd. Euro.
Große Nachfrage ist kein Argument für Euro-Bonds
Die jetzt eingesammelten 5 Milliarden Euro sind nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Voraussichtlich Ende Januar wird die erste Anleihe der EFSF platziert. Diese Anleihe gilt als Vorstufe des Euro-Bonds - und wird daher von den Marktteilnehmern besonders genau beobachtet.
Ein Erfolg ist aufgrund der Niedrig-Zins-Politik der Notenbanken und des geringen Risikos praktisch vorprogrammiert. Die Bundesregierung ist dennoch gegen die Einführung dieser Euro-Bonds. Auch der Schlussgong hat bereits vor einiger Zeit mehrfach seine Skepsis zum Thema geäußert (Sie können im Archiv auf der Homepage www.depot-optimierung.gevestor.de die alten Schlussgong-Ausgaben nachlesen).
Trotzdem werden sich die Befürworter nach der erfolgreichen Platzierung auf die Schulter klopfen und den Kritikern sagen: „Schau her, wir haben die Wunderwaffe in der Schuldenkrise gefunden.“ Mit jeder Euro-Anleihe steigt aber die Summe, für Deutschland haften muss. Auch starke Schultern können nicht jede Last meistern.