Böhmer: Das war 2010 (Teil 2)
Liebe Leser,
zum Jahresabschluss kämpft der DAX mit der 7.000 Punkte Marke. Damit schließt der wichtigste deutsche Index das Börsenjahr mit einem Zuwachs von 16% ab. Auch bei den anderen Indizes lief das Börsenjahr erfolgreich: Beim MDAX gab es sogar einen Zuwachs von 34% und beim SDAX von 45%. Dabei wird deutlich: die deutschen Nebenwerte haben ganz klar die Nase vorn. Das gilt aber nicht für den TECDAX der auf Jahressicht nur um 4% zugelegt hat.
Der Blick auf die Indizes ist aufschlussreich. Doch sehr viel spannender wird es doch bei den Einzelwerten. Hier war die Bandbreite im DAX sehr groß. So gab es beim besten DAX-Wert im Jahresverlauf ein Plus von annähernd 90% und beim schlechtesten DAX-Wert ein Minus von 26%. An der DAX-Spitze steht mit Volkswagen ein Automobilwert. Mit einem Plus von 83% folgt dann mit BMW ein weiterer Wert aus dieser Branche. Weitere Aktien mit starker Performance waren Infineon (+81%), MAN (+67%) und Siemens (+46%). Daran ist erkennbar, dass der Aufschwung auf einem breiten Fundament stand.
Deutlich unterhalb des Durchschnitts blieben jedoch die Finanzwerte. Immerhin gab es bei der MunichRe (+4,5%) und der Allianz (+2,1%) auf Jahressicht noch einen Zuwachs. Bei der Commerzbank (-5,3%) und vor allem bei der Deutschen Bank (-14,4%) endete das Jahr mit einem deutlichen Minus. Die größten Verlierer im DAX waren aber die beiden großen Versorger E.On (-22,5%) und RWE (-26,8%). Schaut man auf die fundamentale Bewertung der beiden Aktien, dann ist die auf jeden Fall sehr niedrig. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von RWE liegt nur bei 7,2. Genauso hoch ist auch noch die Dividendenrendite – ein Spitzenwert im DAX. Ähnlich sieht es bei E.On aus: Bei einem KGV von 8,8 bringt die Akte eine Dividendenrendite von 6,7%. Vielleicht gehören ja die Versorger zu den großen Stars des kommenden Jahres, denn fundamental sind die beiden deutschen Konzerne sehr gut aufgestellt.
Bis zu 940% Jahresgewinn bei deutschen Nebenwerten
Sehr viel größere Kursausschläge gab es bei den deutschen Nebenwerten. An der Spitze steht da die Aktie von TRIA IT-Solutions mit einem Jahresgewinn von +943%. Dahinter folgt noch die paragon AG mit einem Plus von +902%. Diese Aktien sind jedoch tatsächlich sehr kleine Nebenwerte. Aus dem mittleren Segment des MDAX gab es aber auch einige positive Überraschungen. So legte der Medienkonzern ProSiebenSat1 Media im Jahresverlauf um 188% zu. Auch bei Modekonzern Hugo Boss fiel der Zuwachs mit 143% noch sehr groß aus.
Auf der anderen Seite gab es auch große Verluste bei einigen ehemaligen Börsenstars. Von den zehn größten Verlierern 2010 gehören sieben zum Segment der Alternativen Energie mit einem großen Schwerpunkt bei den Solartiteln. Bei Q-Cells gab es allein 2010 ein Minus von 71%. Der Verlust der vergangenen drei Jahre summiert sich damit auf unglaubliche 96,75%. Etwas besser sieht es da noch bei Solarworld aus. Aber auch hier liegt der Jahresverlust mit 52% extrem hoch und auf 3-Jahressicht hat der ehemalige Börsenstar etwas mehr als 82% an Wert verloren. Das ist schon eine verheerende Bilanz für diese Branche. Die ständige Kürzung der Einspeisevergütungen und vor allem der immer stärkere Konkurrenzdruck aus China und die damit verbundenen sinkenden Preise haben die Branche massiv unter Druck gesetzt. Ob von diesem niedrigen Niveau eine Wende zum Bessern gelingt, bleibt abzuwarten.
Nun hat der DAX in diesem Jahr rund 16% zugelegt. Das ist auf europäischer Ebene ein Platz in der Spitze – aber auch nicht ganz vorne. Dort rangieren der ATX aus Österreich mit knapp 19% und der RTS aus Russland mit knapp 24%.
Im Vergleich zu den US-Börsen hatten die deutschen Indizes aber ganz klar die Nase vorn. Sowohl der Dow Jones (+11%) als auch der S&P 500 (+12,8%) blieben deutlich hinter dem DAX und erst recht hinter den deutschen Nebenwerte-Indizes zurück.
Nach dieser Bestandsausnahme zum Börsenjahr 2010 bleibt die Frage: Was kommt im kommenden Jahr? Das werde ich in der nächsten Woche beantworten.
Nun bleibt mir noch Ihnen einen Guten Rutsch und ein erfolgreiches Neues Jahr zu wünschen,
Heiko Böhmer
Chefredakteur „Privatfinanz-Letter“