, boerse-express

A-Tec - Etliche Fragen beschäftigen die Anleger

A-Tec-Aktionäre erwartet am Freitag, wenn der Handel in Wien wieder aufgenommen wird, ziemlich sicher ein kräftiger Kurssturz. Ausserbörslich - bei Lang & Schwarz - wird die Aktie am Donnerstag Nachmittag mit 2,35 auf 2,75 Euro quotiert. Vor der Aussetzung kostete die Aktie an der Börse Wien 5,75 Euro.

Während das Damoklesschwert der Anleihen-Refinanzierung seit einiger Zeit - konkret seit dem Frühsommer, als ein Platzierungsversuch abgesagt wurde - über dem Unternehmen schwebt, fragen sich viele Anleger, wie es jetzt doch so schnell gehen konnte und ob sich die Probleme in Australien wirklich derart dramatisch überschlagen haben.

Im Folgenden einige dieser Fragen:
Am 17. August 2010 teilte die A-Tec mit, dass die AE&E-Gruppe erfolgreich die Verhandlungen über die Erhöhung ihrer syndizierten Garantielinie auf 798 Mio. abgeschlossen hat: "Per 12. August 2010 wurde diese Garantielinie um 42,5 Mio. Euro erhöht und besitzt nunmehr ein Gesamtvolumen von 798 Mio. Euro." In der Ad-hoc-Mitteilung von gestern verweist die A-Tec auf die sich dramatisch verschlechterte wirtschaftliche Situation der australischen Tochtergesellschaft der AE&E Group und der aus diesem Grund erforderlichen, aber bis dato nicht erfolgreichen Verhandlungen mit dem Bankenkonsortium über die Fortführung der syndizierten 798 Mio.-Euro-Avallinie.

Was war passiert? Es dürfte hier in den vergangenen Wochen zu einer Verletzung eines Covenants, also einer Kreditklausel, gekommen sein, ist zu hören. Die Banken sollen zwar diesbezüglich zu einem Waiver, also einer Ausserkraftsetzung der entsprechenden Klausel, bereit gewesen sein, allerdings nur dann, wenn die AE&E-Mutter A-Tec die Anleihenrefinanzierung schafft. Letzteres wurde durch die Verletzung des Covenants natürlich erschwert bzw. unmöglich. (Was auch erklärt, warum Anleger beim zuletzt kolportierten Private-Placement-Versuch mit zweistelligem Kupon nicht zu überzeugen waren.) Bleibt natürlich die Frage, wann was im Detail eingetreten ist und dem Kapitalmarkt zu kommunizieren war.

Rund 600 Mio. der 798 Mio. Euro sollen von der AE&E gezogen worden sein.


Dass es Probleme der AE&E in "Down Under" gibt, zeichnete sich bereits seit einiger Zeit ab. So verwies die A-Tec im Halbjahresbericht im Segment Anlagenbau (AE&E) auf Kostenüberschreitungen bei einem Australien-Projekt: "Trotz eines strikten Kostenmanagements fiel das EBITDA um 95,2% auf 1,6 Mio. Euro im 1. Hj. 10, was vor allem auf nicht budgetierte Kosten in Höhe von 17,3 Mio. Euro im Rahmen eines Turnkey-Projektes in der Business Unit SGP zurückzuführen war." Laut BE-Informationen dürfte es sich dabei um das Projekt Worsley handeln.

Am 14. Oktober kam die Gewinnwarnung: "Das Management sieht sich - unter anderem wesentlich bedingt durch Kostenüberschreitungen aus einem Kraftwerksprojekt der Division Anlagenbau in Australien - veranlasst, den kommunizierten Ausblick für die EBIT-Marge im Geschäftsjahr 2010 auf nunmehr rund -1% zu reduzieren."

Die Differenz zum zuvor kommunizierten EBITDA-Ziel beträgt 127 Mio. Euro.

Am Montag dieser Woche folgte dann die Meldung, wonach die chinesische Citic Pacific Mining einen Vertrag für ein anderes Australien-Projekt - die Errichtung eines Kraftwerks im Rahmen der Sino Iron Anlage - storniert hat, obwohl dieses bereits knapp vor Fertigstellung ist (der BE berichtete). AE&E konterte, Citic habe den Vertrag fälschlicherweise aufgekündigt. Auch hiess es, dass man bereits seit einigen Monaten versuche, eine Einigung über einen neuen Zeitplan und zusätzlich entstandene Kosten zu erzielen. Die Zahlungen für das Kraftwerk sollen bereits in der Vergangenheit zu rund 90% erfolgt sein, es dürfte sich an zusätzlich entstandenen Kosten gespiesst haben. Brancheninsider berichten in australischen Medien von zusätzlichen Forderungen der AE&E in Höhe von 150 Mio. Dollar, Citic konterte daraufhin mit der Ansage, bereits 32 Mio. an Vorauszahlungen geleistet und zu weiteren bereit gewesen zu sein - abhängig von Sicherheiten seitens AE&E.

A-Tec-CEO Mirko Kovats (im Bild) sprach am Mittwochabend bei der Pressekonferenz laut APA von drohenden "horrenden Verlusten" bei zwei Kraftwerksprojekten in Australien.


In Medien wurde zuletzt spekuliert, dass Kovats ("Es wird eine Lösung geben") selbst einspringen könnte. Wie es um die privaten Finanzen des "Star-Unternehmers" (laut Ö3-Nachrichten heute im Stundentakt) steht, weiss man freilich nicht. Öffentlich (in "Frühstück bei mir") bezifferte er sein Vermögen Mitte September mit 17 bis 18 Mio. A-Tec-Aktien abzüglich einiger privater Schulden. Immobilien habe er zwar, aber keine einzige davon sei unbelastet.

Ein überraschender Abgang eines CFOs ist für den Finanzmarkt oft kein gutes Zeichen. Rückblickend bewahrheitet sich das auch bei der A-Tec bzw. deren Tochter:  Am 20. September teilte AE&E mit, dass Finanzchef Jürgen Brandt zu Sulzer wechselt. Vier Tage später wurde bekannt, dass auch A-Tec CFO Christian Schrötter seine Funktion "vor ein paar Tagen" zurückgelegt hat. Ursprünglich wollte er erst Ende Dezember gehen.

(bs)


Aus dem Börse Express vom 21. Oktober 2010

Relevante Links: A-TEC Industries AG