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A-Tec - Insolvenzverfahren eingeleitet, Gläubiger sollen 70% nachlassen

Die A-Tec-Industries des Industriellen Mirko Kovats (im Bild) hat am Mittwoch ein Insolvenzverfahren beantragen müssen, nachdem Finanzierungsverhandlungen um die Umschuldung einer Anleihe/Verlängerung eines Kreditrahmens gescheitert waren. Die Insolvenz folgt den Regeln eines erst am 1. Juli in Kraft getretenen neuen Gesetzes. Es sieht ein Sanierungsverfahren vor, dessen vorrangiges Ziel das Überleben des Unternehmens ist. Die A-Tec bietet ihren Anleihe-Gläubigern die Mindestquote von 30 Prozent, die Geldgeber müssen am 29. Dezember über die Vorschläge, die der Vorstand vorlegen wird, abstimmen.

In einer Pressekonferenz in den Abendstunden machte Kovats (teilweise) fremdverschuldete Probleme in der bisherigen Vorzeigedivision Austrian Energy&Enironment (AE&E) für die Insolvenz veranwortlich. "Sie können mir glauben, es freut mich nicht, hier sitzen und das ankündigen zu müssen, aber es muss sein", sagte der merklich angeschlagene 66-Prozent-Eigentümer des Mischkonzerns. "Unser wichtigstes Ziel ist es, das Unternehmen zu erhalten." Die Insolvenz betreffe nur die börsenotierte A-Tec Industries AG, für die vier operativen Divisionen (AE&E, ATB, Maschinenwerkzeuge, Kupferverarbeitung) sei keine Insolvenz beantragt worden, "noch ist dies geplant", sagte er.

Allerdings werde bei der AE&E "eine Restrukturierung im Sinne von Verschlankung und Effizienzsteigerung stattfinden müssen". Kovats hatte vor wenigen Tagen (temporär) auch den Posten des Geschäftsführers der Anlagenbau-Tochter übernommen. Die AE&E hatte noch im Krisenjahr 2009 einen neuen Rekord bei Umsatz und Auftragseingängen vermeldet. Zuletzt waren die Orders aber eingebrochen und zwei Kraftwerksprojekte in Australien drohen, "horrende Verluste" (Kovats) zu verursachen.

Kovats kündigte eine Klage gegen einen Kunden an, den er für den heutigen Schritt mitverantwortlich macht. Seiner Darstellung nach hat die Australien-Tochter des chinesischen Staatsunternehmens Citic den Auftrag über ein mittlerweile praktisch fertiggestelltes Kraftwerk "unzulässig" und "mutwillig" gekündigt. Gleichzeitig räumte er aber ein, dass dieser Auftrag bereits zu rund 90 Prozent bezahlt sei.

Die A-Tec-Holding (25 Mitarbeiter) hat 350 Mio. Euro Schulden, 300 davon gegenüber den Zeichnern dreier Anleihen. Dazu kommen Haftungszusagen von 350 bis 400 Mio. Euro, von denen man nicht weiss, wie viele schlagend werden.

Kovats will den Anleihegläubigern bzw. deren "Kuratoren" nun einen Forderungsverzicht von 70 Prozent schmackhaft machen. Im Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung, ein Gegenstück zum früheren Ausgleich, darf eine 30 prozentige Quote - zahlbar binnen zwei Jahren - nicht unterschritten werden. Für die Dauer des Verfahrens gilt ein absolutes Veräusserungsverbot für A-Tec-Assets. Was angeboten werden soll, um die Zustimmung der Geldgeber zu erhalten wollte Kovats am Mittwoch nicht ausführen. Restrukturierungsbeauftragter wird entgegen früheren Meldungen der Wiener Rechtsanwalt Norbert Abel.

Abel liess durchblicken, dass die 30-Prozent-Quote möglicherweise "nicht das letzte Wort" ist und meinte, dass man in den nächsten Wochen das Gespräch "mit allen Beteiligten" - also auch mit Gläubigern einzelner Konzernfirmen - suchen werde. Im besonderen sei eine Sanierung ohne Mithilfe eines Bankenkonsortiums, das die AE&E mit einer Kreditlinie versorgen soll, nur schwer vorstellbar , sagte er. AE&E war es trotz wochenlanger Verhandlungen nicht gelungen, eine für einen Anlagenbauer lebenswichtige Kreditlinie (Volumen: 798 Mio. Euro) zu akzeptablen Konditionen zu verlängern.

A-Tec setzte 2009 mit weltweit knapp 12.000 Mitarbeitern rund 3 Mrd. Euro um. Es ist eine Holding, die aus vier Sparten (Anlagenbau, Motoren, Maschinenwerkzeuge, Kupfer) besteht. Nur mehr rund 2.000 Beschäftigte arbeiten in Österreich, 600 davon bei der AE&E in Graz und Wien.

Die Aktie war in den Nachmittagsstunden des Mittwoch vom Handel ausgesetzt worden. Über die Wiederaufnahmedes Handels entscheidet die Wiener Börse. A-Tec hatte am Mittwoch noch einmal 2,54 Prozent auf 5,75 Euro verloren. Die ebenfalls noch börsenotierte Tochter ATB musste an diesem Tag mehr als 20 Prozent abgeben. (APA)

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