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Stabel: DAX-Ausblick und Abstand der Titel von der 200-Tages-Linie

Im folgenden Chart ist der DAX seit2007 abgebildet. Die magentafarbene Linie ist die 200 Tage Durchschnittslinie ( 200 TDL) und die ProzentZahlen von 0 bis 100 % stellen die gängigen Fibonacci Retracement Zahlen (FIB)dar. Mit den letztgenannten Zahlen werden Widerstandszonen undUnterstützungsmarken gekennzeichnet.

 

Was sagt das Chartbild aus?

Nach dreifacherTopbildung bei gut 8100 DAX Punkten, führte bereits zu Beginn des Jahres 2008die US Hypothekenkrise zu einem raschen Durchbruch durch die 200 TageDurchschnittslinie nach unten. Der damit in Verbindung stehende Lehman Schockbeschleunigte ab September 2008 nochmals die Abwärtsbewegung, nachdem sichzuvor der Markt über mehrere Monate auf dem wichtigen 61,8 % igen FIBUnterstützungsniveau halten konnte. Seit März 2009 hat der DAX zunächst seine200 TDL zurück erobern können. Seitdem wurden 6 bis 7 Versuche, die 200TDLwieder zu unterschreiten, abgewehrt. Aktuell liegt der DAX um gut 7 % überseiner 200TDL und probt - im vierten Versuch seit April dieses Jahres - dieendgültige Überwindung des wichtigen 61,8 % igen FIB Retracements. DieseProzentzahl besagt, das von dem gesamten Kursabschwung von 8112 bis 3700 in denletzten 4 Jahren, wieder 61,8% aufgeholt werden konnten.

 

Mit anderen Worten: wir bewegen unsim DAX mittlerweile wieder auf das „Vor Lehman Kursniveau“ zu. Noch ist derAusbruch nicht nachhaltig gelungen. Die derzeitige Marktverfassung sprichtjedoch eher für eine Überwindung der aktuellen Widerstandszone, die bei der61,8% FIB Linie beginnt. Auch aus saisonalen Gründen sind die Chancen fürweiter Kursavancen günstig zu beurteilen. Munition kommt aktuell von den besserals im Konsensus erwartenden US Ergebnissen. Am 26. Oktober wird für die DAXMitglieder Merck den Q3 Berichtsreigen eröffnen.

 

Insgesamt liegt der DAX als Index um7,4 % über seiner 200 TDL. Diese Position ist noch ausbaufähig: In derAbschwungsphase des Jahres 2008 hatten sich die aktuellen DAX Kurse um über 30% nach unten von der Durchschnittslinie entfernt. Im Aufschwungsjahr 2009konnte der DAX umgekehrt seine 200TDL um über 20 % übertreffen. Es bestehtdemzufolge durchaus noch weiteres Kurspotential. Die 7000er Kursmarke rückt insBlickfeld. Auf diesem Niveau liegt auch als wichtige Widerstandslinie das 76,4% ige FIB Retracement.

 

In der folgenden Liste sind dieeinzelnen DAX Werte nach dem Abstand von ihrem jeweiligen 200TDL sortiert. Esspringt sofort ins Auge, dass der DAX insbesondere durch die Exporterfolge derdeutschen Automobilhersteller überproportional begünstigt wurde. Insgesamtliegen 17 Werte über ihrer 200TDL. SAP liegt nur knapp unter dem DAXDurchschnitt, während mit Commerzbank, Beiersdorf, Allianz, Telekom und Post esbislang 5 weitere Werte nur knapp über ihre 200TDL geschafft haben. 7 Aktienhaben ihre 200 Tage Linie noch nicht überschritten. Absolute Schlusslichtersind die Versorgungswerte – und dies trotz Verlängerung der KKW Laufzeiten- undder DAX Neuzugang HeidelCement. Bei der Deutschen Bank kann zur Begründung desZurückbleibens die in der Nachkriegzeit zweitgrößte Kapitalerhöhung einerdeutschen Aktiengesellschaft herangezogen werden.

 

DAX Werte                  Kurse und Abstand von der 200TDL

 

 

 

Abstand

 

 DAX Werte

aktueller Kurs

von der 200TDL

 Bayerische Motoren Werke AG

50,06

31,1

 

 Volkswagen AG

91,11

25,7

 

 MAN SE

81,45

23,9

 

 Daimler AG

47,58

22,5

 

 Deutsche Lufthansa AG

14,725

21,1

 

 Infineon Technologies AG

5,486

16,9

 

 Linde AG

100,15

14,1

 

 BASF SE

50,01

13,1

 

 Adidas AG

46,005

12,9

 

 Metro AG

48,13

12,7

 

 Fresenius SE

61,33

13,2

 

 Bayer AG

55,23

12,4

 

 ThyssenKrupp AG

26,27

11,3

 

 Siemens AG

80,96

12,0

 

 K+S AG

46,295

9,5

 

 Fresenius Medical Care AG & Co

45,455

9,9

 

 Henkel AG & Co KGaA

41,815

8,2

 

 DAX Index

6471,8

7,4

 

 SAP AG

37,905

7,3

 

 Commerzbank AG

6,482

4,8

 

 Beiersdorf AG

45,69

3,7

 

 Allianz SE

87,21

2,6

 

 Deutsche Telekom AG

10,09

2,7

 

 Deutsche Post AG

13,1

2,0

 

 Muenchener Rueckversicherungs

107,75

-0,3

 

 Merck KGaA

61,06

-3,6

 

 Deutsche Boerse AG

49,85

-4,1

 

 Deutsche Bank AG

41,885

-7,7

 

 HeidelbergCement AG

36,66

-10,5

 

 E.ON AG

21,985

-11,8

 

 RWE AG

49,525

-16,0

 

 

In intakten Aufschwungphasenkommt es generell immer wieder zu Gruppenrotationen. Es ist kaum vorstellbar,dass die Automobilunternehmen als maßgebliche Antriebsfeder eines weiterenKursaufschwungs die bereits gezeigte Dynamik beibehalten können. Anderseitsmüssen sie jedoch auch nicht großartig zurückfallen. Entscheidend für dieweitere Performance des Marktes ist jedoch, dass andere schwergewichtige DAXMitglieder das Staffelholz übernehmen. Nachholbedarf haben unter diesenGesichtspunkten vor allem noch die Finanzwerte, inklusive der Versicherer. Vorallem der Deutschen Bank kann nach gelungener Kapitalerhöhung Nachholbedarfeingeräumt werden. Eine schlechte Presse haben derzeit vor allem die Versorger.Dem steht jedoch die Fähigkeit entgegen, eine relativ hohe Ausschüttung an dieAktionäre leisten zu können; in Zeiten niedriger Zinsen ein gutes Kaufargument.Merck, aktuell wegen Patentproblemen etwas im Hintertreffen, wird am 26.Oktober die DAX Berichtssaison eröffnen. Bei mittlerweile auch von denForschungsinstituten konstatierter Verfestigung der binnenwirtschaftlichenAuftriebskräfte, sollten auch die eher binnenwirtschaftlich aufgestelltenkonsumnahen Werte wie beispielsweise Beiersdorf, oder Henkel aufschließenkönnen.

 

Wie es derzeit aussieht, sind die stärkeren Impulse generellin Richtung höhere Kurse auszumachen. Es überrascht immer wieder, wie auch dieNackenschläge der Wackelkandidaten aus dem Euro-Bond-Bereich abgefedert werden.Die konjunkturellen Auftriebskräfte in der Bundesrepublik zeigen, wie dieWirtschaftsforschungsinstitute gerade in ihrem Herbstgutachten dargelegt haben,eher in Richtung 3,5 % Wachstum für 2010 und 2 % für 2011. Getragen von reichlich vorhandenerLiquidität, sollten die Börsenampeln weiter auf grün stehen bleiben. Es istjedoch wie beim Autofahren: Am besten kommt man durch die City, wenn man einemoderate Grundgeschwindigkeit – Stichwort: grüne Welle - beibehält und nicht inhektisches stop and go verfällt.

 

Im Nachtrag noch das, was uns in der nächsten Woche ausUnternehmenssicht beschäftigen dürfte. Bislang hat bei den US Q3 Berichten daspositive Überraschungs-Potential dominiert. Intel, ASML, AMD, Google, aber auchPorsche berichteten über operativ bessere Zahlen. Etwas schwieriger ist dieEinschätzung der Ertragslage bei den US Banken. JP Morgan hatte ebenfallsbesser berichtet, als im Konsensus erwartet worden war: aber überraschenddotierte die Bank ihre Rückstellungen mit zusätzlichen 1,3 Mrd $ imZusammenhang mit Zwangsvollstreckungen bei Hypothekenkrediten. In der nächstenWoche werden Citibank, Goldman und Bank of America berichten. Es bleibtabzuwarten, ob es hier ähnliche Maßnahmen ergriffen werden müssen. Insgesamtsind jedoch die Analystenerwartungen in diesem Marktsegment bereits deutlichzurück genommen worden. Relativ hoch gespannt sind die Erwartungen  auch an Apple, die am Montag berichtenwerden. Aus europäischer Sicht stehen Fiat und Nokia am Donnerstag im Fokus.Bei Fiat wurden bereits auf dem Pariser Autosalon für 2010 schwarze Zahlen inAussichtgestellt, nach einem Verlust von fast 850 Mio9 € im Vorjahr. Bei Nokiasind die Erwartungen wegen der bekannten Probleme im SmartPhone - Bereichrelativ gering. Nach dem Managementwechsel sollten deshalb Aussagen zurstrategischen Ausrichtung des Konzerns eher im Blickpunkt stehen, als Konkreteszu den Q3 Zahlen.