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'Zweite Welle an Kreditproblemen für CEE-Banken steht bevor'

CEE-Banken, darunter Erste Group und Raiffeisen Bank International, sind nach wie vor mit signifikanten Herausforderungen konfrontiert. Zu diesem Schluss kommen die Analysten von Keefe, Bruyette & Woods (KBW) in einem Sektorreport. Mit einer sichtbaren Erholung der Ergebnisse sei erst 2012 zu rechnen.

Für Bedenken sorgen bei den Analysten rund um Ronny Rehn (hat die Austro-Banken zuletzt bei Morgan Stanley gecovert) vor allem die notleidenden Kredite (non performing loans) - und zwar weil die Deckungsquoten für diese zu optimistisch angenommen und die NPLs selbst aufgrund des hohen Anteils an restrukturierten Krediten (die meist nicht zu den NPLs zählen) zu gering sind - vor allem in Südosteuropa und der GUS-Region. "Es ist noch nicht vorbei, eine zweite Welle mit Problemen bei der Assetqualität steht bevor", schreiben die Analysten.

Sie haben die von den Banken angebenen Deckungsquoten (sagen aus, in welchem Verhältnis für die überfälligen Kredite Risikovorsorgen gebildet wurden) angepasst - und zwar um den Anteil jener restrukturierten Kredite, der wahrscheinlich neuerlich ausfällt. Die erwarteten "Re-Default-Quoten" (in % der restrukturierten Kredite) reichen dabei von 20% (etwa Tschechien und Slowenien) bis zu 60% (Ukraine). Das Ergebnis: Die von KBW bereinigte Deckungsquote für Raiffeisen liegt etwa bei 54% (vs. den berichteten 66%), die laut KBW optimale Quote wäre bei 68%. Für die Erste Group wiederum liege die optimale Quote bei 64% - und damit um rund 6 Prozentpunkte über der bereinigten Deckungsquote. Allein die Deckung dieser Lücke würde sich ordentlich in die operativen Erträge fressen, von den laufenden Provisionen nicht zu sprechen.

Weiters sind für die Analysten die Erwartungen für die Erholung des Ausleihungswachstums zu optimistisch. Sie erwarten für die drei CEE-Banken Erste, RBI und ungarische OTP Bank ein Wachstum von 4% bis 5% in 2011/12 vs. 3% in Europa. Langfristig - also für den Zeitraum 2011 bis 2015 - sollte sich das durchschnittliche jährliche CEE-Wachstum bei 8% einpendeln vs. 33% in der Vor-Krisen-Periode 2000 bis 2007.

Und auch die Erwartungen hinsichtlich der Profitabilität sind laut KBW zu hoch angesiedelt. "Vorbei sind die Tage, wo der fünffache Net Asset Value bezahlt wurde", heisst es. Die Analysten erwarten nicht, dass die CEE-Banken auch nur annähernd an diese Bewertungen wieder herankommen. Auf Sicht 2011 sei eine Bewertung zum 1,6-fachen NAV fair.

Mit Blick auf die Kapitalseite verweisen die Analysten auf die vergleichsweise tiefen Basel III-Quoten der Austro-Banken (für 2012 schätzt KBW für die Erste 7,2% und für RBI 6,3%) - vor allem im Vergleich zur OTP (rund 12%) und zum KBW-Optimum von 9% (für die Erste) und 10% (für RBI). Sie setzen daher in ihren Berechnungen für beide Banken bis 2012 einen Kapitalbedarf von jeweils rund 1,3 Mrd. Euro an und erwähnen, dass dies im Gegensatz zur aktuellen Guidance der Banken steht, wonach diese keinen Kapitalbedarf haben.

Die Aktie der Erste Group wird unter den drei Titeln favorisiert, die Einstufung lautet auf Market Perform (von Underperform) mit Kursziel 36 Euro. RI wird mit Underperform und Kursziel 30 Euro eingestuft, für OTP setzt es ein Market Perform mit Kursziel 6000 HUF. (bs)

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