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Börsechefs warnen: Wiens Steuerpläne treiben Investoren ins Ausland
Die Chefs der Wiener Börse, Heinrich Schaller und Michael Buhl, warnen davor, dass die in Österreich gewälzten Steuerpläne (Börseumsatzsteuer, Vermögenszuwachs-, Spekulations- bzw. Finanztransaktionssteuern) den Börsestandort Wien unter die Räder bringen könnten. Verbliebene Umsätze würden dann schlagartig ins Ausland abdriften.
Dabei bräuchten die im europäischen Vergleich unterkapitalisierten Firmen künftig noch mehr Eigenkapital - wenn nämlich die Kreditfinanzierung durch die Banken durch deren Eigenkapitalvorschriften ("Basel III") schwieriger wird. Dem Aufbau von Eigenkapital dürften deshalb keine neuen Hürden entgegengestellt werden, so die Börsevorstände.
In Wien hat es seit Ende 2007 keinen Börsegang mehr gegeben. Schaller sieht nun aber für 2011 die Aussicht, dass der IPO-Markt wieder anspringt. Interesse von Firmen gebe es, und auch der Markt werde wieder Material brauchen. Da könnte sich dann sehr schnell ein Fenster auftun. Wer sich mit Börseplänen trage, sei gut beraten, jetzt die Vorbereitungen zu treffen, sagte Schaller im Klub der Wirtschaftspublizisten.
Fakt sei, dass es mit den vor der Krise üblichen hohen Emissionspreisen vorbei ist: "Die Bepreisung eines IPO ist jetzt sicher anders als vorher."
Dass Österreich zuletzt keinerlei Neuzugänge, nach Fusionen und Übernahmen wohl aber wieder Abgänge von der Börse hatte, damit stehe man nicht allein da. In fast allen Märkten in Europa blieben wegen anhaltender Verunsicherung Börsegänge aus, sehe man von zwei kurzen "Fenstern" in Deutschland ab. Schärfere Vorschriften für regulierte Märkte - die ohnehin ihre Umsätze an alternative Plattformen bzw. in den außerbörslichen Handel (OTC) abwandern sehen - und diverse Steuerthemen ließen viele überhaupt den Börserückzug antreten (Going Private).
Wien als kleinen Markt sehen die Börsechefs besonders anfällig für Abwanderungen, wenn hier weiter laut über neue Besteuerungen von Aktiengeschäften nachgedacht wird. Laut Buhl sind die Umsätze über alternative Plattformen (MTFs, Multilateral Trading Facilities), die in Österreich jahrelang bei 4 bis 5 Prozent lagen, seit April auf 10 bis 15 Prozent hochgeschnellt. "Das Volumen ist schon weg, und es wird auch nicht mehr zurück kommen", fürchtet Buhl. Im April hat die Diskussion um eine Wiedereinfürung der Börseumsatzsteuer eingesetzt.
Ein Gräuel wäre den Börsechefs auch ein nationaler Alleingang bei einer Finanztransaktionssteuer. Würde eine solche Steuer europaweit eingeführt, könne man insofern damit leben, als sich damit eben alle schädigten, aber es würde kein einzelnes Land innerhalb Europas diskriminiert, räumt Schaller ein.
Schaller und Buhl warnten heute davor, die Spekulationsfrist bei Aktienverkäufen sausen zu lassen. Für abwegig hält Schaller Ideen, dass Anleger auf ihre gesamten Aktienverkaufserlöse 25 Prozent Steuer abführen sollten, um sich nachträglich wieder Geld vom Finanzamt zurück zu holen. Kein Investor werde sich das antun, "wo sind wir denn?"
Steuern, die am Aktienhandel an den regulierten Börsen ansetzen, hätten nur einen negativen Lenkungseffekt, fürchten die Wiener Börsechefs. Tatsächlich wäre, so ihr Vorschlag, mit Finanztransaktionssteuern genau am total unregulierten außerbörslichen OTC-Markt anzusetzen, um den unattraktiver zu machen. Derart unreguliert liefen international die wahren Summen - vor allem im Derivativgeschäft.
Die Wiener Börsesechefs verteidigen die regulierten Börsemärkte. Die Börsen müssen sich gegen die mit viel geringen Gebühren operierenden alternativen Plattformen behaupten, die nur handelten und "cherry-picking" betrieben und auch nur für institutionelle Investoren greifbar seien. Publizitätspflichten, Handelsaussetzungen oder Verbote von Leerverkäufen kümmerten niemand an den MTfs, beklagen die traditionellen Börsegesellschaften. Buhl und Schaller sehen da eine Zwei-Klassen-Gesellschaft am Markt entstehen.
Keine Angst hat Schaller um die Zukunftsvorsorge. Hier fürchten Anbieter, dass die staatlichen Zuschüsse gesenkt werden könnten. Schaller fände es "schade", würde es das Instrument nicht mehr geben. Es habe dem Kapitalmarkt gut getan und tue das weiterhin - wenngleich das investierte Wertpapiervolumen vergleichsweise gering sei.
Bekräftigt haben die Börsechefs heute, dass sie für ihre Ostbörseholding Ceeseg (CEE Stock Exchange Group AG) an weiteren Zukäufen von Beteiligungen an Börsen in Zentral/Osteuropa interessiert sind. Im jetzigen Umfeld würden zumindest die Preise stimmen. Es gebe aber keine konkreten Gespräche. Die Ceeseg ist die Konzernmutter der Wiener Börse, in CEE hält sie die Anteile an den Börsen von Laibach, Prag und Budapest.
Dabei bräuchten die im europäischen Vergleich unterkapitalisierten Firmen künftig noch mehr Eigenkapital - wenn nämlich die Kreditfinanzierung durch die Banken durch deren Eigenkapitalvorschriften ("Basel III") schwieriger wird. Dem Aufbau von Eigenkapital dürften deshalb keine neuen Hürden entgegengestellt werden, so die Börsevorstände.
In Wien hat es seit Ende 2007 keinen Börsegang mehr gegeben. Schaller sieht nun aber für 2011 die Aussicht, dass der IPO-Markt wieder anspringt. Interesse von Firmen gebe es, und auch der Markt werde wieder Material brauchen. Da könnte sich dann sehr schnell ein Fenster auftun. Wer sich mit Börseplänen trage, sei gut beraten, jetzt die Vorbereitungen zu treffen, sagte Schaller im Klub der Wirtschaftspublizisten.
Fakt sei, dass es mit den vor der Krise üblichen hohen Emissionspreisen vorbei ist: "Die Bepreisung eines IPO ist jetzt sicher anders als vorher."
Dass Österreich zuletzt keinerlei Neuzugänge, nach Fusionen und Übernahmen wohl aber wieder Abgänge von der Börse hatte, damit stehe man nicht allein da. In fast allen Märkten in Europa blieben wegen anhaltender Verunsicherung Börsegänge aus, sehe man von zwei kurzen "Fenstern" in Deutschland ab. Schärfere Vorschriften für regulierte Märkte - die ohnehin ihre Umsätze an alternative Plattformen bzw. in den außerbörslichen Handel (OTC) abwandern sehen - und diverse Steuerthemen ließen viele überhaupt den Börserückzug antreten (Going Private).
Wien als kleinen Markt sehen die Börsechefs besonders anfällig für Abwanderungen, wenn hier weiter laut über neue Besteuerungen von Aktiengeschäften nachgedacht wird. Laut Buhl sind die Umsätze über alternative Plattformen (MTFs, Multilateral Trading Facilities), die in Österreich jahrelang bei 4 bis 5 Prozent lagen, seit April auf 10 bis 15 Prozent hochgeschnellt. "Das Volumen ist schon weg, und es wird auch nicht mehr zurück kommen", fürchtet Buhl. Im April hat die Diskussion um eine Wiedereinfürung der Börseumsatzsteuer eingesetzt.
Ein Gräuel wäre den Börsechefs auch ein nationaler Alleingang bei einer Finanztransaktionssteuer. Würde eine solche Steuer europaweit eingeführt, könne man insofern damit leben, als sich damit eben alle schädigten, aber es würde kein einzelnes Land innerhalb Europas diskriminiert, räumt Schaller ein.
Schaller und Buhl warnten heute davor, die Spekulationsfrist bei Aktienverkäufen sausen zu lassen. Für abwegig hält Schaller Ideen, dass Anleger auf ihre gesamten Aktienverkaufserlöse 25 Prozent Steuer abführen sollten, um sich nachträglich wieder Geld vom Finanzamt zurück zu holen. Kein Investor werde sich das antun, "wo sind wir denn?"
Steuern, die am Aktienhandel an den regulierten Börsen ansetzen, hätten nur einen negativen Lenkungseffekt, fürchten die Wiener Börsechefs. Tatsächlich wäre, so ihr Vorschlag, mit Finanztransaktionssteuern genau am total unregulierten außerbörslichen OTC-Markt anzusetzen, um den unattraktiver zu machen. Derart unreguliert liefen international die wahren Summen - vor allem im Derivativgeschäft.
Die Wiener Börsesechefs verteidigen die regulierten Börsemärkte. Die Börsen müssen sich gegen die mit viel geringen Gebühren operierenden alternativen Plattformen behaupten, die nur handelten und "cherry-picking" betrieben und auch nur für institutionelle Investoren greifbar seien. Publizitätspflichten, Handelsaussetzungen oder Verbote von Leerverkäufen kümmerten niemand an den MTfs, beklagen die traditionellen Börsegesellschaften. Buhl und Schaller sehen da eine Zwei-Klassen-Gesellschaft am Markt entstehen.
Keine Angst hat Schaller um die Zukunftsvorsorge. Hier fürchten Anbieter, dass die staatlichen Zuschüsse gesenkt werden könnten. Schaller fände es "schade", würde es das Instrument nicht mehr geben. Es habe dem Kapitalmarkt gut getan und tue das weiterhin - wenngleich das investierte Wertpapiervolumen vergleichsweise gering sei.
Bekräftigt haben die Börsechefs heute, dass sie für ihre Ostbörseholding Ceeseg (CEE Stock Exchange Group AG) an weiteren Zukäufen von Beteiligungen an Börsen in Zentral/Osteuropa interessiert sind. Im jetzigen Umfeld würden zumindest die Preise stimmen. Es gebe aber keine konkreten Gespräche. Die Ceeseg ist die Konzernmutter der Wiener Börse, in CEE hält sie die Anteile an den Börsen von Laibach, Prag und Budapest.