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Stahl im Rückwärtsgang

Die voestalpine zählt heute zu den Under­performern an der Wiener Börse. Damit ergeht es den Linzern so wie mehr oder min­der der gesamten Branchenkonkurrenz. Gründe dafür werden an der Börse mehrere genannt: China zog im Bankensektor überraschend die Zügel an und verschärfte die Mindestreserve-Anforderungen für sechs Grossbanken. Damit will Peking Barmittel aus der Wirtschaft abziehen und die Kreditvergabe dämpfen. Ebenfalls wirkte nach, dass die Stahlproduktion in Deutschland im September gegenüber dem Vormonat leicht gesunken ist - um 3,9 Prozent. Last but not least drückten auch Unternehmensnews auf das Branchensentiment: Zu den Stimmungskillern gehörten Südkoreas Posco und Japans Tokyo Steel. Und als externe Belastungsbringer meldete sich auch noch die EU-Kommission.

Posco, die weltweite Nummer drei, reduzierte die Prognose für das Ganzjahres-EBIT um rund sieben Prozent auf 5,2 Bio. Won (3,33 Mrd. Euro). Die Umsatzprognose wurde von 33,5 auf 32,9 Billionen reduziert. Vorausgegangen sind die heute veröffentlichten Zahlen zum dritten Quartal. Dabei fiel das Nettoergebnis im Jahresvergleich von 1,14 auf 1,04 Bio. Won. 1,13 hätten es laut Analysten werden sollen - der Umsatz legte hingegen um ein knappes Viertel auf 8,52 Bio. zu. Um den steigenden Rohstoffpreisen Herr zu werden, hat Posco die Stahlpreise heuer im Schnitt bisher um 32 Prozent angehoben, was sich im Umsatz positiv niederschlägt.

Eine Entspannung der Situation auf ­Kostenseite sieht Posco erst mit dem Startquartal 2011. Die ersten Kostensenkungen werden aber bereits im vierten Quartal spürbar - mit den wichtigsten Eisenerzlieferanten wurden Preisnachlässe zwischen 10 und 13 Prozent vereinbart.

Nach unten revidierte auch Tokyo Steel seine bisherigen Prognosen - aber deutlich drastischer als bei Posco. Bei den Japanern wird nun ein Halbjahresumsatz von 79 Mrd. Yen erwartet. Das ist zwar nur eine Revision um 1,3 Prozent, schlägt aber voll bis unter den Strich der Ergebnisrechnung durch. Bereits das EBIT soll nun nicht wie erwartet bei 1,7 Mrd. Yen im Plus, sondern mit 1,5 Mrd. im Minus liegen. Passend dazu: Im August reduzierte sich der Auftragseingang in der japanischen Stahlindustrie um 4,8 Prozent. Erst kürzlich warnte mit Nippon Steel der ­Branchenprimus des Inselstaates vor negativen Auswirkungen des starken Yen auf die Exporte.

Künftig höhere Kosten drohen Arcelor und Co nun auch von Seiten der EU. Konkret sprach Connie Hedegaard, EU-Kommissarin für Umweltschutz, davon, dass einige Stahlkonzerne für die nächste Zuteilungsperiode an CO2-Zertifikaten zu viele Stücke haben wollen. Sie merkte an, dass den Unternehmen in der bisherigen Zuteilungsperiode (bis 2013) bereits zuviele (Gratis-)CO2-Zertifikate zugeteilt worden waren und diese zu einer Ergebnisverbesserung eingesetzt wurden.

Einen aktualisierten Ausblick gibt es mittlerweile von der Branchenvereinigung World Steel Association: Heuer soll der weltweite Stahlverbrauch um 13,1 Prozent auf 1,272 Milliarden Tonnen steigen, nach einem Rückgang von 6,6 Prozent im Vorjahr. Das ­entspricht einer Anhebung der bisherigen ­Prognose vom April von 2,8 Prozent. 2011 rechnet die Organisa­tion mit einem weiteren Anstieg des Verbrauchs um 5,3 ­Prozent, womit dann ein neuer Rekord von 1,34 Milliarden Tonnen erreicht wäre. Der ­Rekord gilt aber nur in Summe. Für die ­entwickelten Volkswirtschaften erwartet World Steel-Vorstandsprecher Daniel ­Novegli noch keineswegs, dass die ­Vorkrisenniveaus erreicht werden.

In diesem Umfeld hat sich die voest­alpine mit ihrer Konzentration auf lukrative Nischen gut positioniert. Das zeigt sich auch im Peergroup-Vergleich: Bessere Margen und niedrigere Bewertungen. Nach der im Vergleich zuletzt guten Performance zählt die Aktie der Österreicher nun aber nicht mehr zu den Lieblingen der Branche (siehe Tabelle).

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