IW-Studie: Attraktivität des Wehrdiensts wird entscheidend sein
Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) warnt in einer Studie vor zu optimistischen Annahmen für einen schnellen Aufwuchs der Bundeswehr. Aus ökonomischer Sicht sei es ratsam, den neuen Wehrdienst so attraktiv zu gestalten, dass das benötigte Personal auf freiwilliger Basis gewonnen werden könne, heißt es in einer Untersuchung, die der Deutschen Presse-Agentur in Berlin vorliegt, weiter.
Die Wirtschaftsexperten haben dafür unterschiedliche Szenarien durchgerechnet und bisherige Erfahrungen aus Deutschland und Schweden einbezogen. "Um die Sollstärken schon 2035 zu erreichen, bräuchte es einen schnelleren und deutlicheren Hochlauf der Ausbildungskapazitäten bis auf 50.000 freiwillig Wehrdienst Leistende im Jahr 2029", schreiben sie. Dies entspräche 7,7 Prozent des Jahrgangs 2011 oder 15,1 Prozent der Männer. Schweden strebe schon 2026 einen Anteil von 8,1 Prozent aller Frauen und Männer an.
Erfüllung der Ziele wird "ein großer Kraftakt"
"Es erscheint noch im Bereich des Möglichen, diese Ziele ohne Wehrpflicht zu erreichen und mit der gegebenen Vorlaufzeit baulich umzusetzen. Dies dürfte jedoch ein großer Kraftakt werden", heißt es in der IW-Studie.
Die Autoren bescheinigen dem neuen Wehrdienst, er sei "finanziell hochattraktiv - zumal als Soldat im Alltag kaum Kosten anfallen". Mit den bisherigen Plänen steige der Einstiegssold in der Bundeswehr von etwa 1.700 Euro auf 2.400 Euro netto im Monat. "Das ist mehr, als die meisten jungen Menschen verdienen", wird festgestellt. Das mittlere Netto-Entgelt abhängig beschäftigter kinderloser Singles unter 25 Jahren liege je nach Quelle und Abgabenlast bei etwa 2.050 bis 2.350 Euro monatlich.
Die Studie nennt zum Vergleich: In Schweden erhalten Wehrdienstleistende 400 Euro netto im Monat und die Gesamtsumme ihrer Bezüge nochmal als "Ausbildungsprämie" bei Ausscheiden.
Autoren raten: mehr Zeitsoldaten und Reservisten sind das Ziel
Für Deutschland könne es sinnvoll sein, die Auszahlung stärker an ein Durchhalten zu knüpfen, wie es in Schweden der Fall sei. "Damit könnten unerwünschte Mitnahmeeffekte reduziert und die hohen Abbruchquoten gesenkt werden", so die Autoren.
Es sei niemandem geholfen, wenn viele Menschen durch ein System geschleust würden, das später weder Soldaten auf Zeit noch Reservisten hervorbringe, heißt es in der Studie. Und: "Es muss deshalb darum gehen, über den Wehrdienst diejenigen zu finden, die ihre militärischen Fähigkeiten dauerhaft aufrechterhalten und das Land im Ernstfall verteidigen wollen."
Beginn und Ende des Wehrdiensts sollten von den Wehrdienstleistenden so gewählt werden können, dass sie möglichst nahtlose Übergänge in Bildung und Erwerbstätigkeit ermöglichen. Eine Ausweitung einer Wehrpflicht auf Frauen "erscheint wenig zielführend", so die Autoren. Vielmehr solle die Bundeswehr weiter daran arbeiten, den Dienst auch für Frauen zu einem attraktiven Arbeitsumfeld zu machen./cn/DP/mis
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