Holger Scholze: DAX unter Druck
Der DAX beginnt die laufende Börsenwoche mit herben Verlusten. Bereits kurz nach Handelsstart fällt der DAXauf knapp 9.900 Punkte zurück und verliert rund 0,8 Prozent an Wert. Der Rücksetzer erwischte einige Marktteilnehmer auf dem falschen Fuß. Denn eigentlich sollten positive Konjunkturdaten aus China den deutschen Leitindex beflügeln.
Der von der Großbank HSBC erhobene Einkaufsmanagerindex für die chinesische Industrie kletterte im Juni überraschend kräftig auf 50,8 Punkte. Erstmals seit gut einem halben Jahr stieg der Einkaufsmanagerindex somit wieder über die expansive Marke von 50 Punkten. Doch angesichts der schwelenden Krisen in der Ukraine und dem Irak rücken heute die positiven Signale aus Fernost eher in den Hintergrund.
Im Laufe des Vormittages konnte der Dax zumindest einen Teil seiner Verluste wieder aufholen. Aktuell notiert der deutsche Leitindex bei knapp 9950 Punkten mit rund 0,35 Prozent im Minus.
Nach der gescheiterten Übernahme von Alstom bleibt Siemens weiterhin im Fokus der Anleger. Siemens-Chef Kaeser glaubt nie eine faire Chance im Bieterwettkampf erhalten zu haben. „Wir hatten das eindeutig bessere Angebot in puncto Jobs, Preis und Zukunftsperspektive für die französische und die europäische Industrie. Ausschlaggebend war am Ende, dass der Alstom-Chef Deutschland und Siemens entschieden bekämpft hat”, so Kaeser gegenüber der „Bild“. Dennoch trägt man bei Siemens die Niederlage mit Fassung. Zwar sei es schade, so Kaeser, dass man die Gasturbinen von Alstom nicht bekommen habe, doch er prophezeit seinen Mitbewerbern General Electric und Alstom schwierige Jahre. Der jetzt geschlossene „Deal“ werde „zwei unserer Wettbewerber auf Jahre hinaus erheblich beschäftigen“. Bei Siemens hingegen will man sich nun wieder auf das Unternehmenskonzept „Vision 2020“ konzentrieren.
Pünktlich zum 15. Geburtstag des SDAX am vergangenen Wochenende, gibt es mit der Baumarktkette Hornbach und Borussia Dortmund seit heute zwei neue Mitglieder im Index für Kleinstwerte. Ihren Platz räumen mussten hingegen der Druckmaschinenhersteller Koenig & Bauer sowie die Fluggesellschaft Air Berlin. Vom Aufstieg in die dritte Börsenliga profitierte zuletzt besonders die Aktie des BVB. Der sportliche Erfolg der vergangenen Jahre macht sich bei den Borussen mittlerweile auch wirtschaftlich bemerkbar, was insbesondere die Aktionäre erfreuen dürfte. Seit dem Amtsantritt von Jürgen Klopp als Cheftrainer bei den Borussen hat sich der Wert der Aktie mehr als vervierfacht. Bei einem aktuellen Kurs von knapp 4,72 Euro ist die Aktie allerdings immer noch weit entfernt von ihrem Ausgabekurs. Dieser lag beim Börsengang im Jahr 2000 bei elf Euro.
Die Derivateanleger zeigten sich zumindest am Vormittag unbeeindruckt vom Rücksetzer am deutschen Aktienmarkt. Der Großteil der Anleger spekulierte bereits im frühen Handel auf eine Gegenbewegung am deutschen Aktienmarkt. Entsprechend gesucht waren insbesondere Call-Optionen auf den deutschen Leitindex. Erst gegen Mittag trübte sich das Stimmungsbild in Stuttgart etwas ein und der Euwax-Sentiment-Index rutschte in den negativen Bereich ab.
Die starken Schwankungen am Gesamtmarkt rücken den DAX unweigerlich in den Fokus der Derivateanleger. So sind am heutigen Handelstag Einzelwerte eher weniger gesucht.
Eine Ausnahme ist derzeit die Aktie der Commerzbank. Nachdem der Wert ihren Seitwärtstrend nach unter durchbrochen hat, scheint die Aktie technisch etwas angeschlagen. Calls auf die Commerzbank werden im Zuge dessen heute mehrheitlich verkauft.
Deutlich positiver bewerten einige Derivateanleger offenbar die Situation bei BMW. Die Bayern haben kürzlich den Kooperationsvertrag mit seinem chinesischen Joint Venture-Partner Brilliance um weitere zehn Jahre bis 2028 verlängert. Anleger setzen mit Call-Optionsscheinen auf weitere Kursgewinne bei der Aktie von BMW.
Börse Stuttgart TV
Seit rund einer Woche sind Börsianer und Anleger im Fußball-Fieber. Wie gut geht es Brasilien, Spanien & Co. abseits des Fußball-Platzes? Hat der Vorrunden-Gegner der deutschen Elf – die USA – seine wirtschaftliche Talsohle endgültig durchschritten? Aktuelle Einschätzungen von Jochen Stanzl, Finanzmarktanalyst bei GodmodeTrader, in der neuen Ausgabe von Charts & Co – Die Finanzmarktanalyse.