Holger Scholze: Draghi pusht DAX über die 10.000 – EZB führt “Parkgebühr” ein
Bis zur heutigen EZB-Zinsentscheidung tat sich beim DAX fast Nichts. Der Handel grenzte in den Vormittagsstunden an Arbeitsverweigerung. Zuvor waren die Indizes an der Wall Street mit nur kleinen Aufschlägen aus dem Handel gegangen.
Auch am Devisenmarkt war der Handel bis zur Bekanntgabe der EZB-Entscheidung wie festgefahren. Der Euro bewegte sich knapp über der Marke von 1,36 nur in Mini-Schritten hin und her. Bullen und Bären hatten sich offenbar längst in Stellung gebracht.
Kurz nach der Bekanntgabe der Zinsentscheidung um 13.45 kam dann Bewegung in den Markt, wobei derDAX schon kurz vorher einen Ausreißversuch in Richtung 10.000-Punkte-Marke startete.
Wie erwartet hat die EZB die Zinsschrauben noch einmal nach unten gedreht. Der Leitzins wurde von 0,25 Prozent auf nunmehr nur noch 0,15 Prozent gesenkt und der Einlagesatz zum ersten Mal in der Geschichte mit -0,1% sogar in den negativen Bereich gesetzt. Die EZB führt also eine Art „Strafzins“ oder „Parkgebühr“ für Banken ein, die ihr Geld weiterhin bei der EZB horten wollen.
Mit einem ganzen Bündel an Maßnahmen will die EZB die träge Inflation befeuern und weiteren Schmierstoff in Form von „billigem Geld“ in den Finanzkreislauf schießen. Zum einen kommt die „Dicke Bertha“ wieder zum Einsatz. Mit einer Anfangsgröße von 400 Milliarden Euro wird es im September und Dezember erneut einen Langfristtender als Liquiditätsspritze für die Banken geben. Über dies hinaus gibt es noch eine „Bazooka“ in Form eines Ankaufprogramms für verbriefte Kredite. „On top“ wird die EZB ab sofort die Sterilisierung der Anleihekäufe aus der Krisenzeit stoppen. Damit „druckt“ die EZB jetzt auch faktisch Geld und pumpt auf diese Weise bis zu 170 weitere Milliarden in den Markt. Weitere Maßnahmen, so Draghi, seien – wenn nötig – nicht ausgeschlossen.
Nach diesem „geldpolitischen“ Feuerwerk an Ankündigungen aus dem Eurotower knackte der DAX zum ersten Mal in seiner Geschichte die Marke von 10.000.
Der Euwax-Sentiment-Index hielt sich bis kurz vor Bekanntgabe der Zinsbeschlüsse aus dem Eurotower unter Schwankungen im positiven Terrain, sackte dann aber ins Minus ab.
Unter den Einzeltiteln stehen heute einmal mehr Aktien der Deutschen Telekom im Blick. In Sachen Verkauf der US-Tochter T-Mobile US sind die Bonner nun offensichtlich auf der Zielgeraden. Die Nummer 3 im US-Mobilfunkmarkt Sprint soll laut Medienberichten bereit sein, 40 US-Dollar pro Aktie von T-Mobile US zu bezahlen, was einem Aufpreis zum gestrigen Schlusskurs von 17 Prozent entsprechen würde und die US-Tochter der Telekom mit rund 32 Milliarden Dollar bewertet. T-Aktien zogen im Zuge dieser Meldung an.
Etwas fester notieren auch Henkel. Der Konsumgüterkonzern aus Düsseldorf setzt seine Einkaufstour fort und kauft den französischen Waschmittelkonzern Spotless. Der Kaufpreis von 940 Millionen US-Dollar wird dabei in bar bezahlt. Henkel stärkt damit das margenstarke Geschäft mit „Waschhilfsmittelprodukten“, wie Tücher und Fleckenentferner, und will auch in Zukunft weitere Akquisitionen tätigen. Dafür hat Henkel laut eigenen Aussagen einen Finanzierungsspielraum von deutlich mehr als 4 Milliarden Euro.
Die Deutsche Bank hat heute ihre Details zur Kapitalerhöhung bekanntgegeben. Der Bezugspreis für die neuen Aktien wurde auf 22,50 Euro je Aktie festgelegt. Der Bruttoemissionserlös liegt damit bei 8,5 Milliarden Euro.
Auch bei den Auf- und Absteigern im SDAX gab es entsprechende Kursreaktionen. So spielt der BVB jetzt in der „3. Börsenliga“, was der Aktie einen Aufschlag von in der Spitze mehr als 7 Prozent einbrachte. Leicht zugewinnen kann auch der zweite Aufsteiger, die Baumarktkette Hornbach. Absteiger aus dem SDAX sind – wie erwartet – König & Bauer sowie die Aktien von Air Berlin.
Börse Stuttgart TV
Die wirtschaftlichen Impulse für Brasilien durch die WM werden vermutlich gering ausfallen. Aber es gibt einige Unternehmen und Branchen, die vom Großspektakel profitieren werden. Welche das sind und ob brasilianische Aktien derzeit für Anleger interessant sind, verrät der Vermögensverwalter Alexander Berger im Gespräch mit Börse Stuttgart TV.