Holger Scholze: DAX: Nach Fed-Entscheid unter Druck
Am Tag nach der Fed-Entscheidung startete der DAX mit leichten Abschlägen in den Handelstag. Die großen Leitindizes in Asien und den USA reagierten ebenfalls etwas verschnupft auf die Aussagen Janet Yellens. Neben der Fed stehen heute einmal mehr zahlreiche deutsche Unternehmen aus dem DAX und MDAX im Fokus. Neben Lanxess und der Münchener Rück, hat heute auch Fuchs Petrolub Zahlen vorgelegt. Bereits gestern Abend sorgte Air Berlin mit der Ankündigung für Aufregung, die für heute angesetzte Zahlenpräsentation um eine Woche zu verschieben.
Janet Yellen bleibt dem Kurs ihres Vorgängers treu und setzt das von Bernanke begonnene „Tapering“ fort. Wie die Präsidentin der Fed bekannt gab, wird die Fed ihr Anleihekaufprogramm um weitere zehn Milliarden US-Dollar zurückfahren. Somit kauft die US-Notenbank „nur noch“ Papiere im Gegenwert von 55 Milliarden US-Dollar. Die Ankündigung mit dem Tapering fortzufahren konnte jedoch kaum jemanden überraschen. Viel entscheidender war diesbezüglich die Frage, wann die Fed die Leitzinsen von derzeit 0 – 0,25 Prozent anheben wird. Bislang galt ein Absinken der Arbeitslosenquote unter die Marke von 6,5 Prozent, als Zielwert für eine Anhebung der Leitzinsen. Bereits im Februar lag die Arbeitslosenquote bei 6,7 Prozent. Nun jedoch hebt Yellen diesen Zielkorridor auf und bringt weitere Faktoren für eine mögliche Leitzinserhöhung ins Spiel. Welche Faktoren dies im Einzelnen sind, gab Yellen nicht zu Protokoll.
Die Stimmung unter den Derivateanlegern in Stuttgart ist durchaus gut. Abgesehen von einem kurzen Rücksetzer im frühen Handel notiert der Euwax-Sentiment fast ausnahmslos im Plusbereich. Gewinnmitnahmen bei Knock-Out-Puts und Put-Optionsscheinen dürften für diesen Umstand eine entscheide Rolle spielen.
Air Berlin hat eine für heute angesetzte Bilanzpressekonferenz völlig überraschend auf kommende Woche verschoben. Zur Begründung heißt es aus dem Unternehmen: „Wir führen derzeit fortgeschrittene Gespräche über Optionen, die im Fall ihrer Umsetzung einen wesentlichen Einfluss auf die Gesellschaft haben werden“. Zuletzt wurde immer wieder spekuliert, dass sich die arabische Etihad stärker bei Air Berlin engagieren könnte. Bereits heute hält die Fluggesellschaft aus Abu Dhabi rund 30 Prozent an Deutschlands zweitgrößter Fluglinie. Im Zuge der Meldung zog der Aktienkurs von Air Berlin an und lag zwischenzeitlich mit knapp 15 Prozent im Plus.
Die Geschäfte bei Fuchs Petrolub liefen 2013 wie geschmiert. Der Spezialist für Fette, Öl und Schmierstoffe erzielte im vergangenen Jahr einen operativen Gewinn von 312,3 Millionen Euro. Der Nettogewinn konnte im Vergleich zum Vorjahr um fast 6 Prozent, auf nun 218,6 Millionen Euro gesteigert werden. Bereits Ende Februar stellte der Mannheimer Schmierstoff-Hersteller eine mögliche Dividendenerhöhung um rund 10 Cent pro Anteilsschein in Aussicht.
Lanxess befindet sich weiterhin in der Krise und kämpft mit einem anhalten schwachen Geschäftsumfeld. Insbesondere der Preisdruck bei synthetischem Kautschuk macht den Kölnern zu schaffen. Entsprechend verhalten sind die Aussichten für das laufende Jahr. Die Kölner rechnen lediglich mit einem leichten Anstieg des bereinigten operativen Gewinns.
Zu den größten Gewinnern im DAX zählt heute die Aktie der Münchener Rück. Im vergangenen Jahr hat der Rückversicherer rund 3,3 Milliarden Euro verdient und konnte somit vergleichsweise deutlich die Prognose von Analysten übertreffen. Für das laufende Jahr rechnet Münchener Rück-Chef von Bomhard lediglich mit einem leicht geringeren Überschuss in Höhe von 3 Milliarden Euro. Zudem plant das Unternehmen ein weiteres Aktienrückkaufprogramm. In den kommenden Monaten wollen die Bayern eigene Aktien im Gegenwert von rund einer Milliarde Euro einsammeln.
Zu Gewinnmitnahmen kommt es derzeit beim Goldpreis. Nachdem der Preis für eine Feinunze des Edelmetalls in den vergangenen Tagen wieder fällt, setzen erste Verkäufe bei Gold-Puts ein.
Ein etwas anderes Bild ergibt sich derzeit bei Silber. Hier setzten einige Anleger zuletzt auf ein Ansteigen des Silberpreises. Nachdem dieser jedoch ebenfalls gefallen ist, verabschieden sich heute zahlreiche Anleger von ihren Knock-Out-Calls.
Börse Stuttgart TV
„Politische Börsen haben kurze Beine“ – insbesondere in den vergangenen Tagen wird diese vermeintliche Börsenweisheit wieder gerne bemüht. Doch, was ist wirklich dran an der Börsenfloskel? Kann man ernsthaft behaupten, dass politische Entscheidungen keine Auswirkungen auf die Börse haben? Michael Bloss, Finanzbuchautor und EIFD-Direktor, bei Börse Stuttgart TV.