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Holger Scholze: Etihad reicht Air Berlin eine helfende Hand

Verkauf des Vielfliegerprogramms – Bewegung im US-Steuerstreit hilft DAX auf 5-Jahreshoch

Eine offensichtliche Annäherung im US-Haushaltsstreit schickt den deutschen Aktienmarkt auf ein neues Jahreshoch. Presseberichten zufolge sind sich Demokraten und Republikaner in ihren langwierigen Verhandlungen inzwischen näher gekommen. Die Demokraten schlagen nun vor, die Steuererhöhungen für Gutverdienende erst ab einem Jahreseinkommen von 400.000 US-Dollar beginnen zu lassen – bisher war von 250.000 Dollar die Rede. Auch die Republikaner, die bisher Steuererhöhungen komplett ausgeschlossen haben, scheinen sich zu bewegen. Die Wall Street reagierte gestern im späten Handel mit Kursgewinnen auf diese Entwicklung und treibt damit auch denDAXheute Vormittag nach oben. Zur Mittagszeit steht der Markt bei 7643 Punkten, ein Plus von 0,5 Prozent. Das ist der höchste Stand seit Januar 2008.

Ähnlich wie gestern an der Wall Street führen auch heute in Deutschland die Finanzwerte die Liste der Gewinner an. Commerzbank (+2,4 Prozent) und Deutsche Bank (+1,5 Prozent) legen deutlich zu. Auch die Infineon-Aktie, die bereits zuletzt gut gelaufen war, gewinnt weitere 1,4 Prozent.

In der zweiten Reihe ist die Aktie von Air Berlin im Blickpunkt. Das Unternehmen meldet heute, dass es die Mehrheit an seinem Vielfliegerprogramm Topbonus an den eigenen Großaktionär Etihad verkauft. Bemerkenswert ist dabei der Verkaufspreis. Er liegt mit 184 Mio. Euro höher als die gesamte Marktkapitalisierung von Air Berlin zum gestrigen Tag. Experten werten das daher auch als helfende Hand des Großaktionärs aus Abu Dhabi, um eine Schieflage von Air Berlin zu vermeiden. Die Aktie legt in der Spitze um zehn Prozent zu, kann diese Gewinne jedoch nicht ganz halten und steht zur Mittagszeit bei 1,60 Euro, das ist ein Plus von 5,8 Prozent.

Die Anleihen von Air Berlin, die im Stuttgarter bondm-Segment gelistet sind, legen ebenfalls leicht zu. Anders als die Aktie, die sich trotz der Kursgewinne der vergangenen Tage in einem stabilen Abwärtstrend befindet, haben die Anleihen seit dem Einstieg von Etihad bei Air Berlin im Mai kontinuierlich zugelegt. Hier setzt der Markt offenbar darauf, dass der arabische Großaktionär Air Berlin nicht fallen lassen wird.

Trotz der Kursgewinne beim Deutschen Aktienindex glaubt zumindest ein Teil der Anleger an der Euwax an eine Fortsetzung der Rally. Anders als in der Mehrzahl der Fälle, in denen man sich an der Euwax antizyklisch zum Markt positioniert, weist das Euwax Sentiment heute zur Mittagszeit ein leichtes Plus auf.

Bei den Einzelwerten wird weiterhin ein Knock-Out-Call auf die Henkel-Aktie gekauft. Ebenfalls gefragt sind ein KO-Put auf den Nasdaq 100 sowie ein Call auf die Ebay-Aktie. Dagegen nehmen die Anleger ihre Gewinne in einem Call auf Facebook mit, nachdem die Aktie seit Mitte November in der Spitze rund 50 Prozent zugelegt hat.

Börse Stuttgart TV

Für den Rentenmarkt insgesamt war 2012 nicht immer ein einfaches Jahr. Nicht nur Staaten, sondern insbesondere auch Unternehmen bekamen die Euro-Schuldenkrise verstärkt zu spüren. Hat sich dies auch bei Unternehmensanleihen bemerkbar gemacht? Wie sind hier die Aussichten für 2013? Dr. Mirko Häcker, Wolff & Häcker Finanzconsulting AG, bei Börse Stuttgart TV.